Blick vom Kirchturm St. Marien II
Judith Vater
Seit dem letzten Blick im Mai 2019 hat sich vieles getan. Mit Hilfe verschiedener Fördermittelgeber konnten die Baumaßnahmen an unserem Kirchturm fast vollendet werden. In einem Bauabschnitt wurde zunächst der Turmumgang saniert und die Balustrade erneuert. In dem folgenden wurden dann zuerst alle Köpfe der Geschossbalken freigelegt, kontrolliert, gesund geschnitten und mit eingezogenen Stahlträgern im Mauerwerk fest verankert. Danach konnten dann die Sicherungskonstruktionen, die die Geschosse seit 2017stabilisierten, entfernt werden. In diesem Zuge sind auch die Schallluken überprüft und repariert worden.
Jetzt steht nur noch die barrierearme Gestaltung des Eingangsbereiches mit eingebundenem Turmzugang aus und dann kann 2021 der Turm anlässlich seines 200. Geburtstages wieder feierlich der Öffentlichkeit übergeben werden. In Planung sind hierfür eine Führung, ein Vortrag und ein kleiner oder größerer Festakt. Hier können gern noch Ideen in die Vorbereitung eingebracht werden. Benötigt werden vor der Übergabe zudem noch viele fleißige Hände, um den Zugang zum Turmumgang zu säubern und herzurichten. Zu überlegen ist weiterhin, wie der Turm wieder regelmäßig für Interessierte geöffnet werden kann. Das ehemalige Turmteam ist anzufragen und kann sicherlich neue Gesichter gut gebrauchen. Vielleicht haben Sie Lust und Zeit zum Mitmachen? Dann melden Sie sich doch einfach im Gemeindebüro, bei Pfarrer Simon oder bei mir.
Wahrscheinlich werden Sie die erneute Einzäunung vor unserer Kirche schon bemerkt und vielleicht auch den einen oder anderen Blick durch die offene Kirchentür geworfen haben?! Vielleicht waren sie aber auch bei der letzten Baustellenführung am Tag des offenen Denkmals im September dabei und fragen sich, wie weit die angekündigten Baumaßnahmen fortgeschritten sind? Hier der Versuch einer kurzen Zwischenstand-Information, der im nächsten Gemeindebrief ein etwas längerer Blick vom Kirchturm folgen soll:
Nachdem zunächst die Kirchenbänke zur Generalüberholung ausgebaut wurden und sich derzeit in den guten Händen einer Tischlerwerkstatt befinden, wurde weitere Baufreiheit geschaffen, ein Nutzungskonzept für Licht, Ton und digitalen Medieneinsatz in Zusammenarbeit mit Joseph Noetzel, Norbert Grotjohann und Pfarrer Simon erarbeitet sowie das Epitaph des 1635 verstorbenen Oberstleutnants Tancker durch den Haldensleber Steinmetzbetrieb Hütter vom nördlichen ins südliche Seitenschiff versetzt. Daran schlossen sich Überlegungen zum weiteren Orgelbauvorhaben an und Kanzel sowie Altar wurden zum Schutz eingehaust. Jetzt aktuell wird die Infrastruktur für die zukünftigen elektrischen und digitalen Anlagen geschaffen und erste Fußbodenarbeiten haben begonnen. Dem folgen der Einbau sanitärer Einrichtungen, einer Teeküche, Garderobe und Stuhllager sowie umfassende Gerüsteinbauten für die weiteren Putz-, Maurer- und Malerarbeiten. Im Frühjahr des nächsten Jahres sind Steinmetz- und Glaserarbeiten an den großen Chorfenstern geplant. Zuvor muss sich aber die Preisgerichtsjury zusammenfinden und ein Votum für den Gestaltungswettbewerb der neuen Chorfenster erarbeiten. Hierfür hatten vier berufene Künstler ihre Entwürfe in der letzten Gemeindeversammlung am 21. September dieses Jahres persönlich vorgestellt.
Mehr zur Entscheidung für unsere neuen Fenster oder zum Fortgang auf unserer Kirchenbaustelle lesen Sie in den folgenden Gemeindebriefen. Sollten Sie Fragen zum Baugeschehen haben oder Ideen einbringen wollen, sprechen Sie mich jederzeit gern persönlich an. Denn alle Bauvorhaben seien dem Segen unseres Herrn befohlen und sollen der Gemeinde, der Stadt Haldensleben sowie Ihrer Einwohner dienen.
Herzlich, Ihre Judith Vater!
Blick vom Kirchturm St. Marien III
Judith Vater
Der Fortgang auf unserer Kirchenbaustelle ist trotz Corona rasant, aber wegen des Pandemieverlaufes für Sie, liebe Leser, leider nur schwer erfahrbar. Besuche auf der Baustelle oder gar Führungen sind bis auf weiteres nicht denkbar. So sollen diese Zeilen Sie aber dennoch in das Geschehen mitnehmen und Ihnen hoffentlich nachvollziehbar vom Baufortschritt berichten.
Die im letzten Blick vom Kirchturm St. Marien II beschriebenen ersten Fußbodenarbeiten sind so gut wie abgeschlossen. Unsere Kirchenbänke sind nach erfolgter Reparatur wieder zu Hause in unserer Kirche angekommen und warten hier auf die später geplante Überarbeitung ihrer Farbfassung.
Das Fundament für den Einbau von Sanitäranlagen und Teeküche ist vorbereitet und wird in den nächsten Tagen gegossen. Danach erfolgen der Einbau von Zu- und Ableitungen, Lüftungs-, Elektro- und Datenanlagen sowie das Einziehen der neuen Wände. Ein Teil der Emporen-Treppen wird gerade tischlermäßig überarbeitet und später an anderer Stelle den Zugang auf den Einbau gewährleisten. Der Einbau wird dann nördlich die bereits bestehende Empore erweitern und Platz für verschiedene Formate oder Nutzungen bieten.
Zeitgleich erneuert der Elektriker die gesamte innerkirchliche elektrische Anlage und die Putzarbeiten an den Wänden werden fertig gestellt. Anfang April werden dann erste Wandflächen zur Bemusterung und Abstimmung möglicher neuer Farbfassungen erstellt werden und darauf aufbauend dann der gesamte neue Farbanstrich folgen.
Bereits Anfang bzw. Mitte Februar wird im Inneren und Äußeren des Chorbereiches die Rüstung gestellt. Die Steinmetze beginnen mit der Instandsetzung des Sandsteinmaßwerkes der Chorfenster und die Glaserwerkstatt wird erste Schablonen für unsere neuen Kirchenfenster fertigen. Schon Ende September dieses Jahres sollen dann die ersten neuen Fenster montiert werden.
Erst auf dem Gerüst, in Blickhöhe zu den vorhandenen Schäden wird für alle Beteiligten sichtbar werden, wieviel an originaler Bausubstanz erhalten werden kann und was eventuell gänzlich erneuert werden muss. Oberstes Ziel bei allen Vorhaben ist der Erhalt möglichst großer Teile der Originalsubstanz – und dies nicht nur, um die Kosten im möglichen Rahmen zu belassen, sondern weil es auch unsere Aufgabe ist, unsere Kirche als Baudenkmal zu erhalten und bei der Schaffung aller notwendiger Funktionalität und dem nachvollziehbaren Wunsch nach Komfort die Handwerkskunst und Ideen unserer Vorgängergenerationen zu bewahren.
Aber davon dann mehr im nächsten Blick vom Kirchturm St. Marien.
Jetzt folgend sollen noch einmal die neuen Kirchenfenster im Mittelpunkt stehen:
Bereits Ende des Jahres 2019 lobten wir als Gemeinde einen Gestaltungswettbewerb für unsere Chorfenster aus. Wir luden vier namhafte Künstler ein, sich an diesem zu beteiligen. Angelika Flaig, Günter Grohs, Julian Plodek und Gabi Weiss folgten unserer Einladung und reichten ihre Entwürfe ein.
Der gesamte geplante Ablauf des Wettbewerbs geriet dann jedoch durch die Corona-Pandemie ins Stocken. Die angedachte Vorstellung der Entwürfe war nicht mehr öffentlich möglich. Das war aber sowohl der Gemeindeleitung wie auch den berufenen Jury-Mitgliedern sehr wichtig. So werden die Kirchenfenster doch für eine „kleine“ Ewigkeit halten und sollten möglichst viele an dem Entscheidungsprozess beteiligt werden.
Am 21. September aber war es dann soweit. Die vier Künstler stellten der Gemeinde und allen interessierten Bürgern ihre Entwürfe persönlich anhand von Präsentationen, Musterscheiben und Grafiken auf der Baustelle der St. Marienkirche vor. Direkt im Anschluss daran konnten die Entwürfe dann in einer kleinen Ausstellung im Chorbereich besichtigt und ein Votum abgegeben werden. Um die Entwürfe einem noch größeren Interessentenkreis zugänglich machen zu können, wurden diese dann ab Ende September im Museum Haldensleben gezeigt. Zahlreiche Bürger nutzten die Möglichkeit und gaben hier ihre Stimme ab. Die Einberufung der Preisgerichts-Jury gestaltete sich dann leider wieder sehr schwierig. Dennoch konnte am 03. November ein Votum für die Abstimmung im Gemeindekirchenrat unserer Gemeinde erarbeitet werden.
Die Jury war paritätisch mit Mitgliedern unserer Gemeinde sowie mit berufenen Sachverständigen besetzt. Das waren namentlich Andreas Meis, Matthias Simon, Judith Vater und Nina von Zitzewitz sowie Dr. Holger Brülls (Konservator im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt), Dr. Berthold Heinecke (Bauingenieur, A+I Planungsbüro), Berit Möhring (Baureferentin Kirchenkreis Haldensleben-Wolmirstedt) und Dr. Bettina Seyderhelm (Referentin für Kunst- und Kulturgut, Nordregion EKM). Nach langer Diskussion aller eingereichten Entwürfe empfahl die Jury dem Gemeindekirchenrat, den Entwurf des Künstlers Julian Plodek zu realisieren. Dem folgte der Gemeindekirchenrat dann in seiner Novembersitzung und beauftragte Julian Plodek mit der Gestaltung der neuen Chorfenster. Sein Entwurf konnte nicht nur den Gemeindekirchenrat und die Jury überzeugen, sondern lag auch bei den beiden möglichen anonymen Stimmabgaben (Gemeindeversammlung, Ausstellung Museum Haldensleben) klar vorn.
Der Entwurf von Julian Plodek bindet nicht nur die beiden erhaltenen Apostelfiguren der letzten Verglasung, Paulus und Petrus, ein, sondern besticht durch eine dritte, neu eingebrachte Figur: die Jungfrau Maria - Namensgeberein unserer Kirche. Außerdem bindet dieser sowohl das vorhandene bunte Maßwerkglas wie auch die bisherige Altargestaltung stark ein. So finden sich Altarsäulen und Blätterwerk der älteren Maßwerkverglasung als Hauptmotive der neuen Fenster wieder.
Mit der Ausschreibung der Glaserarbeiten und der Auftragsvergabe an die Quedlinburger Glaswerkstätten F. Schneemelcher hat Julian Plodek sofort mit der Arbeit begonnen. Demnächst werden die Rohgläser direkt in der Glashütte ausgesucht und geordert, dann erfolgt das Schneiden von passgenauen Schablonen direkt an unseren Kirchenfenstern sowie eine detaillierte Ausführungsplanung und vorsichtige Umsetzung. Erst nach der Bemusterung erster fertiggestellter Flächen direkt vor Ort in unserer Kirche wird mit der Endherstellung begonnen. Die Fertigstellung und der Einbau der neuen Fensterflächen ist Ende des dritten Quartals 2021 geplant.
Sollte es die Corona-Pandemie zulassen ist ein gemeinsamer Besuch der Glaswerkstätten in Quedlinburg möglich. Hier könnte direkt bei der Herstellung unserer neuen Fenster über die Schulter geschaut werden. Wer daran Interesse hat, meldet sich bitte direkt bei mir. Sollte eine größere Nachfrage bestehen, organisiere ich auch gern einen Gemeindeausflug.
Herzlich, Ihre Judith Vater!