Auf ein Wort / Lesepredigten
21. Sonntag nach Trinitatis_2024
20. Sonntag nach Trinitatis 2024
Erntedank
18. Sonntag nach TRinitatis_2024
16. Sonntag nach Trinitatis
15. Sonntag nach Trinitatis_2024
14. Sonntag nach Trinitatis_2024
12. Sonntag nach Trinitatis_2024
10. Sonntag nach Trinitatis_2024
9. Sonntag nach Trinitatis_2024
8. Sonntag nach Trinitatis_2024
7. Sonntag nach Trinitatis_2024
5. Sonntag nach Trinitatis_2024
4. Sonntag nach Trinitatis_2024
3. Sonntag nach Trinitatis_2024
1. Sonntag nach Trinitatis_2024
Trinitatis_2024
Pfingsten_2024
Kantate_2024
Jubilate_2024
Quasimodogeniti_2024
Karfreitag_2024
Lätare_2024
Estomihi_2024
Sexagesimae_2024
Letzter So. nach Epiphanias 2024
3. So. nach Epiphanias 2024
2. So. nach Epiphanias 2024
Epiphanias 2024
Neujahr 2024
Silvester
1. Weihnachtstag 2023
Christvesper
4. Advent - Heilig Abend
3. Advent 2024
1. Advent 2024
Ewigkeitssonntag_2023
Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres
Zur Eröffnung der Friedensdekade
22. Sonntag nach Trinitatis
Reformationstag 2023
Predigt zu Matthäus 5, 1-10
Liebe Gemeinde:
Zu den heute zu bedenkenden Seligpreisungen aus dem Matthäusevangelium zuerst eine Begriffserklärung:
Selig: im mhd: selec meint wohlgeartet, gut, glücklich, gesegnet, heilsam;
glücklich ist die altgerm. Weiterbildung eines älteren Adjektivs, das im gotischen tauglich, gütig, im schwedischen glückselig erscheint.
Es hat nichts mit Seele zu tun, am ehesten noch mit dem lateinischen solari=trösten verwandt ist.
Also selig meint im grundsätzlichen Wortsinn mit allein irdischem Bezug: Glücklich oder „gut dran sein“
Glücklich, gut dran sind die Armen, denen man das Gottvertrauen genommen hat, gut dran sind die Leid tragen, die Sanftmütigen …
Nein natürlich nicht. Sie sind nicht gut dran!
Wie könnten denn die Armen, die nichts mehr haben, denen das Haus zerstört wurde, deren Kinder hungern, die keine Zukunft sehen – wie könnten die gut dran sein?
Wie können denn die Leid tragen, die trauern um einen geliebten Menschen der gerade noch da war und jetzt tot ist, wie könnten die gut dran sein?
Wie können die Sanftmütigen, die versuchen versöhnlich und sanft zu ihren Mitmenschen und Widersachern zu sein und im Gegenzug beschimpft, verspottet, geschlagen werden, wie könnten die gut dran sein?
Wie können die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten und nicht gehört, sondern sogar von den Mächtigen und Superreichen verhöhnt werden, wie können die gut dran sein?
Wie können die Barmherzigen, die sich um Arme kümmern und selbst nicht viel haben, gar das letzte teilen, wie können die gut dran sein?
Wie können die reinen Herzens sind, aber gerade nichts Gutes in der Welt sehen, wie können die gut dran sein?
Wie können die Frieden stiften gut dran sein, wenn sie keiner hört?
Wie können die gut dran sein, die um ihres gerechten Glaubens an Gott in Gefängnissen sitzen, fliehen müssen und selbst an vermeintlich sicheren Orten bedroht werden? Wie können die gut dran sein?
Sie alle, die hier aufgezählt sind und hinter denen die Gerechten der Welt stehen sind doch weder gut dran noch kann man sie als glücklich gar mit dem Begriff „selig“ benennen.
Es wäre doch geradezu zynisch, würde ich das jenen Menschen sagen, die am Abgrund stehen.
Sah das der Prediger und Universitätsprofessor Martin Luther auch so?
Hat er darum dies kämpferische Lied gedichtet: „Ein feste Burg ist unser Gott, eine gute Wehr und Waffen?“
Martin Luther war ein Mann, der nicht klein beigeben wollte und der die Reformation der Kirche erkämpft hat, das eigene Wohl und Leben dabei riskierte.
Luther kämpfte mit seinem Reformationsvorhaben gegen Ablasshandel, gegen Dummheit, gegen die Macht der Kirche und ihre Fürsten. Er wollte, dass die Menschen klug werden, kämpfte u.a. so mit Melanchton für Schulen überall im Lande, für wahrhafte und verständliche Predigt.
Sich nicht mit den Umständen abfinden, die nach allem was die Bibel erzählt, dem grundsätzlichen Heilswillen Gottes widersprechen, dem würde Luther wohl zustimmen und keineswegs mit den Seligpreisungen allein eine Jenseitsvertröstung meinen oder mit einem äußerlich frommen Leben zufrieden sein.
Vielleicht würde Luther eher das Gewicht auf den Aspekt „heilsam, also geheilt, gerettet werden“ legen.
Und so würde er wohl damit eher den Bogen vom jetzt in das künftige schlagen wo es nicht einfach darum geht im Jetzt glücklich oder gut dran zu sein. Denn wenn ich nur den ersten Teil der Worte der Seligpreisungen jeweils nehme, und sie auf die Gegenwart vieler Menschen beziehe, so bleibt eigentlich nur Verzweiflung.
Die Worte wären nichts wert, wenn, ja wenn nicht das kleine den Bogen in die Welt Gottes schlagende Wort „denn“ dastehen würde.
Selig sind sie, denn sie gehören zu Gottes neuer Welt, denn sie sollen getröstet werden, denn sie werden das Land erben, satt werden, selbst Barmherzigkeit erfahren, denn sie werden Töchter und Söhne Gottes heißen.
Wann wird das sein? Nein, man kann es weder im Kalender, noch am Himmel ablesen, wann es geschieht. Man kann auch nicht einfach darauf warten, dass es denn geschieht.
Man kann natürlich zweifeln, ob es geschieht.
Man kann auch Gott beklagen warum es nicht längst geschehen ist.
Das alles kann man, oder man kann es auch lassen,
Man kann einfach weiter leben ohne Bergpredigt, ohne die Seligpreisungen, ohne Verheißung, ohne Glauben.
Martin Luther konnte das nicht.
Paulus auch nicht. Und viele andere konnten es auch nicht.
Sie haben die Worte Jesu ins Gebet genommen.
Sie haben gesehen, dass so wie Gott Jesu Mund hatte um zu reden und zu lehren auch unsere Münder hat zu reden und zu lehren.
Darum sollten wir nicht schweigen.
Darum sollten wir die Worte immer wieder sagen, hinaustragen in die Welt, an Kirchtürme und Türen schreiben und nicht lockerlassen, für Gerechtigkeit zu streiten und auch selbst gerechter leben, Armut abschaffen helfen, Hassgefühle nicht in unsere Herzen lassen, Frieden leben in unserem Miteinander.
Aber, so höre ich mich selbst sagen in diesem Ringen um die Predigt, das sind alles Gedanken, die womöglich nicht verhindern, dass morgen die Welt in Scherben liegt.
Was kann ich nur tun, was?
Da höre ich Martin sagen: Ganz einfach: Pflanze ein Apfelbäumchen!
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus. Amen.