Auf ein Wort / Lesepredigten
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Trinitatis
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Predigt zu Kol 2, 12-15
Es geschieht nun seit Wochen vor unseren Augen. Der Krieg.
Was sage ich seit Wochen, seit Jahren, seit Jahrzehnten.
Ohnmacht, Hilflosigkeit, Verdrängung, Wut – all das ist in mir und in vielen Menschen.
Das bewegt mich und ich bin nicht sicher, inwiefern mir die Worte und Gedanken biblischer Texte und das Wissen um die Auferstehung Hilfe geben können, dem Gefühl der Ohnmacht und Resignation, aber auch nicht dem der Wut zu erliegen.
Der einzige Schnittpunkt zwischen dem heutigen Predigttext und dem was mich und viele in unserer Stadt, unserem Land, in Europa und der Welt bewegt, scheint der Beweggrund des Briefschreibers zu sein: Seine Worte sollen Menschen frei machen von dem, was Macht über sie hat.
Vielleicht können Sie den Text mit diesem Gedanken hören.
12 Mit ihm seid ihr abegraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten.
13 Und er hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns vergeben alle Sünden.
14 Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet.
15 Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus.
Der Brief führt uns hinein in das Jahr 60 nach Christus, hinein in eine alte Stadt mitten in der heutigen Türkei. Wir finden uns wieder in einer Gebirgslandschaft.
In einem großen Flusstal liegt diese Stadt. Sie ist ein wichtiger Umschlag- und Handelsplatz für Textilien.
Beim genauen Hinsehen erkennen wir aber auch die Spurten des allmählichen Verfalls: Leerstehende Häuser, Straßen, in denen es seltsam still ist. Hier lebten vor Zeiten, also vor dem Jahr 60 einmal mehr Menschen. Und wenn wir noch genauer hinsehen, dann erkennen wir auch Spuren der Zerstörung: Wir sehen Gebäude, die seit dem letzten Erdbeben verfallen sind, weil es keine Menschen gibt, die sie wieder aufgebaut haben.
Wenn wir aus dem Jahr 60 ein Stück in die Zukunft blicken, dann sehen wir, dass die Stadt, in die unser Brief geführt hat, ein zwei Jahre später durch ein weiteres schweres Erdbeben gänzlich zerstört wird. Blickt man sich um, dann erkennt man: Die Menschen in Kolossä leben auf unsicherem Boden.
Menschen, die unsicher sind, die keinen festen Grund unter den Füßen haben, suchen nach etwas, das ihnen Halt geben kann. Menschen, die verunsichert sind, suchen Halt in Ideologien, die ihnen vermeintlich klare Antworten auf die Fragen des Lebens geben. Menschen, die verunsichert sind, suchen ihren Halt in Ritualen, Handlungen, die sie beständig wiederholen, auch wenn der Inhalt längst nicht mehr bedeutsam ist. Wenn sich auch vieles ändert, ich weiß so, was konstant bleibt.
Menschen, die verunsichert sind, sind in der Gefahr, sich anderen auszuliefern, andere für sich entscheiden zu lassen.
Unter den Menschen, zu denen uns der Brief geführt hat, scheint es nicht anders gewesen zu sein. Aus dem, was an anderen Stellen des Briefes zu lesen ist, lässt sich erkennen, es geht um Menschen, die nach Halt suchen.
Als solche Menschen erlebe ich uns, erlebe ich mich selbst auch immer wieder.
Worauf ist Verlass? Keine Zukunft ist sicher. Erst recht seit jenem plötzlich eingetretenen Kriegsinferno in der Ukraine.
Wer weiß, was für Umstände morgen eintreten, so dass mein Leben in gewohnter Weise nicht mehr möglich ist.
Geflüchtete Familien werden sich vielleicht fragen, werden wir hier auf Zukunft leben können?
Fragen dieser Art ließen sich noch viele stellen. Und wir alle stehen in der Gefahr, dass diese Art Fragen, die ja Ausdruck unserer Angst sind, zu viel Macht über uns haben und uns lähmen.
Es gibt auch keine schnellen Rezepte gegen die Angst und auch der Kolosserbrief ist kein solches, doch aber will der Brief Mut machen. Er will Mut machen, sich nicht den Mächten zu unterwerfen, die unser Leben lähmen. Vielleicht sind die Sätze in unserem Text deswegen so massive Bilder:
Mit ihm seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden.
Taufe und begraben sein – das scheint zunächst widersprüchlich.
Jakob ist in der Osternacht getauft worden.
Unser Taufbecken ist freilich harmlos gegenüber jenen, die in
den ersten Jahrzehnten der Christenheit üblich waren. Da wurde im tieferem Wasser mit Untertauchen getauft.
In den Wassern des Todes, in der Angst versinken, und gerettet werden. Dieses Bild ist mit der Taufe verbunden. Es verbindet uns mit Jesus, der kein angstfreier Mensch war, wie uns die Passionsgeschichte erzählt. Jesus, der in den Wassern des Todes versunken war und zu neuem Leben auferstanden ist.
Er hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden …
Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet.
Das verstehe ich heute so: Ihr seid getauft und darum ist euer Leben neu geworden, das alte ist abgewaschen, weggelegt, ans Kreuz geheftet.
Das Versagen, die Selbstanklage angeheftet an das Kreuz.
Ich möchte natürlich nicht versagen, möchte nicht schuld sein am Leid anderer. Die vielen Versuche, den Geflüchteten zu helfen stehen dafür. Ich will irgendetwas tun, mich nicht ohnmöächtig fühlen.
Auch wenn es gelingt, manches Gutes zu tun, bleibt es im Grunde so: wir sind so oder so in Schuldhafte Prozesse verstrickt.
All unsere Lebensweise, unser Denken unsere Überheblichkeit unsere Ignoranz usw. das alles ließe sich abermals beschreiben.
Aber wichtiger ist eine Ermutigung zum Leben trotz alledem.
Wie ?
In einem Gottesdienst in Finnland erlebte ich, zeichenhaft, was es heißt, dass der Schuldschein ans Kreuz geheftet ist..
Es war ein Gottesdienst ohne Worte. Im Eingang wurden uns von bunten lustigen Clowns die Hände mit Faden zusammen gebunden. Dann kam das Schuldbekenntnis. Jeder bekam einen Zettel und Stift und konnte einen Gedanken zum eignen Versagen aufschreiben.
Das viel schwer mit gebundenen Händen. Dann wurden die Zettel an ein Kreuz geheftet. Einer der Clowns stand tieftraurig davor. Ein anderer kam mit einer großen Tonne, nahm die Zettel ab, warf sie hinein, brannte sie an. Der andere rüherte mit dem Kreuz darinnen um, bis alles verbrannt war. Dann gingen sie herum und malten jedem mit der Asche ein Kreuz auf die Stirn. Mit einer großen Schere wurden die Fäden zerschnitten.
Und dann nahmen uns die Clowns an die Hände und tanzten.
Ohne ein Wort gesprochen zu haben, verstand jedes Kind, wie es Gott meint, wenn es heißt:
Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet.
Damit ist nicht unser Versagen aus der Welt, damit ist die Welt noch nicht heil, aber in mir, in uns wächst eine Ahnung von befreitem Leben.
Immer wieder werden solche Bilder und Geschichten nötig sein, damit die lähmenden Mächte keine Gewalt über uns bekommen.
Wir brauchen darum das Verlesen solcher Briefe, wie den Kolosser, wir brauchen darum das Hören solcher Geschichten, wie sie das heutige Evangelium erzählt.
Wir brauchen solche Geschichten, die uns mitnehmen in bedrohliche Momente, wo wir aber erleben, dass sie Menschen verändern, zu neuem Mut kommen lassen.
Was es genau war, was die Jünger Jesu mutig losgehen ließ, wissen wir nicht, wir wissen nicht, was sie gesehen haben, als ihnen Jesus begegnete, wir wissen aber, dass sie ihr eigenes Leben neu gesehen haben. Und das geschieht immer wieder.
„Ich bin getauft“ hat einmal ein Mensch, Martin Luther, den Mächten, die sein Leben bedrohten, entgegen gehalten und hat seinen Weg neu gesehen.
Zu Erinnerung muss man deswegen kein Tintenglas an die Wand werfen, aber wenn es dem Erinnern hilft, tun Sie es.
Vielleicht helfen die kräftigen Worte eines Kolosserbriefes, vielleicht genügt auch eine Tauf – oder Osterkerze, oder eine Schale mit Wasser.
Finden Sie Ihre Möglichkeit, sich zu erinnern, auf dass Sie Kraft zum Leben bekommen.
Und der Friede Gottes, der höher ist, als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus, unserem Bruder. Amen.