Auf ein Wort / Lesepredigten
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21. Sonntag nach Trinitatis
20. Sonntag nach Trinitatis
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10. Sonntag nach Trinitatis 2023
7. Sonntag nach Trinitatis 2023
6. n. Trin
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11. Sonntag nach Trinitatis
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9. Sonntag nach Trinitatis
8. Sonntag nach Trinitatis
4. Sonntag nach Trinitatis
2. Sonntag nach Trinitatis
1. Sonntag Nach Trinitatis
Trinitatis
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Sonntag Judika
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Friedensgebet am 25. Februar
2. Sonntag vor der Passionszeit
3. So. vor der Passionszeit
4. So. vor der Passionszeit
letzter Sonntag nach Epiphanias
3. Sonntag nach Epiphanias
2. Sonntag nach Epiphanias
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Neujahr
Predigt zur Wiedereröffnung von St. Marien
Silvester 2021
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Christnacht
Heilig Abend
4. Advent
2. Advent
1. Advent
Liebe Gemeinde!
Da haben sich zwei Sachsen in einer Kneipe getroffen.
Der eine sagt: Frache misch mal, wie mirs geht!
Der andere darauf: Warum soll ischn frachn? Ich weis doch wie dirs geht.
Der erste wieder: Trotzdem frach mich nor emal.
Der andere schließlich: Gut, dass du Ruhe gibst: wie ge dirs denn nu?
Der erste darauf: Ach frache blos nisch!
Weil die Sachsen redselige Leute sind, wäre in einer solchen Situation natürlich zu erwarten, dass sie sich nun gegenseitig ihre Klagelieder vorsingen...
Kein solches Klagelied auf die Frage wie geht dir´s sondern ein Loblied singt Zacharias, der Vater des Johannes des Täufers, als sein Sohn geboren wurde. Und dies Lied, eigentlich Evangelientext am 3. Advent muss ich heute vorziehen, denn ich glaube, wir brauchen alle ein anderes, Lied, ein Loblied, eine Lied das auch unsere Hoffnung stärkt. Also hört das Loblied des Zacharias:
Lk 1, 67-79
Ja, das ist doch klar, dass einer, der gerade Vater geworden ist, ein Loblied singt, vielleicht einen ausgibt und alle freuen sich mit.
Aber ganz so klar ist es dann wieder doch nicht, wenn man die Geschichte dieser Vaterschaft bzw. Elternschaft kennt.
Von Elisabeth wird erzählt, dass sie unfruchtbar war, und da erschien dem Zacharias ein Engel, der ihm die Geburt eines Sohnes ankündigte.
Und Zararias verstummte. Weil er es nicht glauben wollte, so erzählt es Lukas, vielleicht aber auch weil er die Reaktion der Leute, der Nachbarn fürchtete.
Und als die dann den dicker werdenden Bauch Elisabeths gesehen haben, was werden sie wohl gedacht haben: In dem Alter noch ein Kind!
Das die sich nicht schämen! Von denen hätte ich das nicht gedacht!
Wieviele werden ihn fragend oder verächtlich angeschaut haben?
Gefangen in den Normen einer Gesellschaft, gebunden an bestimmte Verhaltensmaßregeln, vielleicht sogar durch eine bestimmte Weise zu leben ausgegrenzt, verächtlich gemacht – das ist die Erfahrung nicht nur von Elisabeth und Zararias damals, sondern das ist die Wirklichkeit auch unserer Zeit.
Vielleicht steht ja auch hinter dieser so typischen Reaktion der Umwelt das Verdrängen der eigenen Wünsche, der eigenen Sehnsucht frei zu leben ohne ständige Rücksicht darauf was Norm geschweige denn was deutsche Leitkultur ist.
Wenn ich mich selbst befrage, in mir danach Ausschau halte, was eigentlich mein Bedürfnis ist, nach welcher Art zu Leben ich mich sehne, wenn ich diese Frage zulasse, dann kann es sein, dass ich eher verstumme, dass mir die ganze Misere meiner eigenen Unfreiheit bewusst wird.
In solchen Momenten sind mir verhaltene Adventslieder, wie etwa das von Jochen Klepper – Die Nacht ist vorgedrungen – nahe., Mir wird die Schuld mir selbst gegenüber und meiner Art zu leben, deutlich – und dann, wenn ich so in meine eigene Dunkelheit eindringe, wenn ich das zulasse, steigt in mir meine Sehnsucht nach Befreiung, nach Vergebung, nach Aufgerichtet werden, nach Heilwerden, nach Frieden auf.
Alles Begriffe, die in diesem Loblied des Zacharias auftauchen.
Und ich merke, hier singt einer ein Lied, der befreit ist!
Und dass diese persönliche Befreiung nicht minder großartig ist, als die Befreiung aus ägyptischer Knechtschaft, zeigt der Hinweis auf die Erlösung des Volkes.
Wohlgemerkt, nicht Israel hat sich selbst befreit aus der Gefangenschaft, nicht Zacharias hat sein Leben geändert, von außen ist es geschehen.
Wie genau das vor sich ging wissen wir nicht.
An solchen stellen bringt die Bibel Engel oder Träume ins Spiel, also Botschafter Gottes, die in uns etwas anrühren, etwas verändern.
Und das schöne an dieser Geschichte von Elisabeth und Zacharias und auch später im Fall von Maria und Josef ist, dass Gott in diese Welt kommt und dabei alle scheinbar unveränderlichen Maßstäbe und scheinbare Gewissheiten über den Haufen wirft:
Die unfruchtbare Alte bekommt einen Sohn, die unverheiratete jungfrau wird schwanger...
Wenn ich in unsere Welt schaue frage ich manchmal, hat das noch nie jemand gemerkt?
Gott ist keiner der von weitem zuschaut oder mich nur mal fragt, wie geht’s, sondern gerade die Adventszeit will uns sagen, Gott ist einer, der mich aufsucht, zu mir kommt, nach mir schaut, sich setzt und mir zuhört.
Zuwendung Gottes, heißt aber eben auch zunächst genau das: nämlich ernsthaft mir zuhören, um mich wissen wollen. Damit kann eine Befreiung wie bei Zacharias einhergehen. Das heißt aber noch nicht, dass die Feinde endgültig besiegt sind, Sünde, Finsternis Todesschatten vergangen sind.
(Oft genug, gerade wenn ich mich frei gemacht habe, werden die Knechte der Unfreiheit hinter mir hereilen – das ist nicht zu unterschätzen.)
Ich will mir aus dieser Geschichte, aus der Geschichte von Elisabeth und Zararias vor allem zwei Dinge zu Herzen nehmen, Ihnen zu Herzen geben:
1. Ich will den Besuch Gottes bei mir zulassen, die Tür öffnen, einen Stuhl hinstellen und erwarten, dass ich angerührt werde gegen mein Verstummen und Zurückziehen in mich selbst.
2. Ich will mich aufmachen und meinen Nächsten besuchen, nicht nur sehen wie´s ihm geht, sondern nach ihm schauen, an seinem Schicksaal Anteil nehmen, nachzufragen, wenn mir einer sagt: frache nicht!
Ich möchte nicht gleichgültig werden gegenüber dem, was gerade geschieht. Gott ist es auch nicht gleichgültig. Gott ist es weder das Sterben an der belarussisch - polnischen Grenze gleichgültig, noch der Tod durch Corona.
Gott hält Ausschau nach mir. Gott schickt mir wie einst Zacharias, wie all jenen auf Gerechtigkeit und Heilung wartenden Gedanken
und Erinnerungen an Momente der Befreiung. Gott Will diese Momente in mir, in uns allen lebendig halten. Darum hören wir die prophetischen Verheißungen, darum zünden wir in lichtarmer Zeit viele
Lichter an. Gott will uns mit Düften des Adventes, mit dem Geschmack
von Lebkuchen und Plätzchen, mit den Sternen am lichtdunklen
Nachthimmel die große Geschichte erinnern und vergegenwärtigen,
die einst geschah und jederzeit wieder geschehen soll: So Gott die
Menschen einst mit Jesu Kommen überraschte (Jesus auf einem Esel)
so will Gott uns mit seinem Besuch hier in Haldensleben und überall
überraschen. Wir sollten gespannt sein. Amen.