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Predigt zu Mk 4, 26ff
Liebe Gemeinde,
auch das hat etwas mit Ernteertrag zu tun:
Wissen Sie was das ist? - das sind die Giftzettel, so wurden sie früher bei uns genannt, Zeugnisse nach dem ersten Halbjahr.
Da wird geschaut, was denn geworden ist im letzten halben Jahr.
Schauen wir mal – ach nein, lieber nicht......
Und wie war es bei Ihnen früher, hatten Sie Angst vor dem Tag der Zeugnisse, vor den Eltern
Ja, ohne Fleiß kein Preis und von nichts kommt eben nichts. Aber das stimmt ja nicht, ich hab´ mich doch angestrengt,
manchmal war´s aber so öde ...
...mit dem Zeugnis, da kannst du mal später Straßenkehrer werden, wird manche Mutter, mancher Vater sagen.
Stimmt, das könnte passieren, es könnte passieren, dass du nicht den Beruf lernen kannst, den du lernen willst
und es könnte passieren, daß man sich anstrengt und allen Leistungsparametern entspricht und doch nicht das machen kann, was einem liegt.
Schlimmer noch, es könnte kommen, daß du dich anstrengst, Erfolg hast, den Beruf deiner Wahl ergreifen kannst und du merkst, eigentlich will ich etwas ganz anderes.
Und es kann sein, daß du immer wieder das Gefühl hast, trotz aller Mühe und Anstrengungen im Leben nicht voran zu kommen, es nicht zu meistern.
Ich will von einem vorlesen, der in diesem Gleichnis vom Reich Gottes ein Lebenskünstler zu nennen wäre:
P.-Text.
Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft
27 und schläft und aufsteht, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst - er weiß nicht wie.
28 Denn von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre.
29 Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.
Ein Trostwort für die Faulen?
Ein Mensch wirft Samen auf das Land.
Und mehr macht er nicht. Doch. Er schläft und steht auf. Also doch ein Fauler.
Schlimmer, ein Unwissender, er weiß nicht einmal, wieso es kommt, dass der Same aufgeht.
Wissen Sie´s?
Vielleicht ist es gar kein Unwissender, kein Fauler, dieser Mensch, der einfach seinen Tag beginnt, der die Saat ausstreut, den Hof bestellt, Essen bereitet, seine Frau umarmt, mit den Kindern spielt, die Nachbarn besucht.
Vielleicht ist ja dieser Mann kein Gebildeter, kein Intellektueller, kein Diplom-Landwirt, vielleicht ist er ein Weiser.
Ist er nicht ein Weiser, wenn er so lebt, sich ganz und gar dem natürlichen Lebensrhythmus anvertraut.
Wenn wir mit über sein Feld gingen und drüber reden würden, wieso die Saat aufgeht, so würden wir nach unten schauen und über die biologische Wirkung nachdenken. Und der Mann aus der Bibel, er würde neben uns gehen und nach oben schauen. Er würde aufschauen und sagen: ist es nicht ein Gotteswunder nach dem anderen, das hier auf diesem Feld geschieht, jeder Halm eine Auferweckung aus dem Tode.
Und wenn Sie heute an diesem (grauen Tag) auf einen Acker blicken, wie tot sieht er aus, aber in einem halben Jahr wird es wachsen und blühen.
Da können wir gewiss sein.
Wir sind uns so gewiss, dass wir gar nicht nachschauen brauchen, ob es auch wirklich wächst.
Selbst ich, der ich über mangelnde landwirtschaftliche Kenntnisse verfüge, bin sicher, dass Halme wachsen werden, die Ähren ausbilden, die nicht leer, sondern mit Körnern gefüllt sein werden.
Was das Feld anbelangt, da vertrauen wir auf das selbständige Wachsen, was aber unser Leben anbelangt und erst recht Gottes Wort, das durch soviele biblische Erzählungen und Gleichnisse hörbar ist, da sind wir Zweifler. Nicht nur Eltern zweifeln an ihren Kindern, sondern wir selbst zweifeln an uns, zweifeln an den uns innewohnenden Kräften, zweifeln, ob unser Leben gelingen wird. Kolleginnen und Kollegen Pfarrer, Gemeindepädagogen, Ehrenamtliche in unseren Gremien zweifeln. Der Zweifel ist ja nicht unberechtigt.
Aber erzwingen wollen wir oft genug das Leben, den Wohlstand oder eine Beziehung, die Entwicklung der Kirche.
Aber Sie, die Älteren, wissen es längst, dass man Leben nicht erzwingen kann, sondern dass sich Lebenswege oft genug von selbst ergeben, dass man sich etwas vornimmt und die Umstände einen dazu bringen, umzukehren.
Sie wissen auch, dass es gefährlich ist, ständig über seine Kräfte zu leben.
Der gelassen lebende Mensch, der Lebenskünstler aus unserer Geschichte, er verkörpert so viel, was uns heutigen Menschen so oft fehlt:
Er verkörpert, was Gott ursprünglich gemeint hat: Die Geschichte vom Paradies erhält davon: Überschwängliche Fülle, Keine Sorgen, keine Hetzte, kein Leistungsdruck.
Nur Leben, Lebendigkeit, Mann und Frau, einatmen und ausatmen, schmecken, sich freuen an den Früchten, die die Erde hervorbringt.
Da ist jener Mann, der in Tokio Toiletten reinigt. Man sieht, wie er jeden morgen aus seiner Haustür heraustritt, zum Himmel schaut und ein dankbares Gesicht hat. Dann fährt er los, Toiletten reinigen. In der Pause sitzt er auf einer Bank, schaut durch die Baumwipfel in die Sonne, macht davon ein Bild und geht weiter seinem Tagwerk nach. Das Tag um Tag. Kann das für einen Menschen ausreichen. Nun für diesen Mann offensichtlich. Er scheint innerlich gelassen, zufrieden mit seinen Tagen – Perfect Days – ein Film der erzählt, dass es möglich ist, sich dem Leben hinzugeben und in Vertrauen zu leben, dass es gelingt.
Wir können das Leben preisen und jeden Tag als ein Geschenk.
Vielleicht lässt sich so diese Lebensphilosophie zusammenfassen, die in dem Film Perfect Days vor Augen geführt wird
Und von unseren jüdischen Glaubensgeschwistern wissen wir, dass sie keinen drang haben, andere zu missionieren oder zu überzeugen. Sie leben ihren Glauben, feiern die Tora, vertrauen auf Gottes Wirkkraft.
Wenn wir das heute hören und wenn heute im Grunde eine gleiche Weisheit aus der Bibel zu predigen ist, wie sie der Evangelist Markus in knappsten Sätzen überliefert hat, so erkenne ich nicht den Wunsch nach dem Paradies, vielmehr den Glauben an Gottes Wirken in unserem Leben, und den Glauben an Gottes neue Welt.
Diese neue Welt Gottes kommt von selbst.
Der Mensch, der Lebenskünstler, von dem Markus erzählt, verkörpert diesen Glauben durch sein Tun und Lassen: Tun heißt Vertrauen, Hingabe, Geduld, Hoffnung.
Lassen meint: kein Erzwingen, kein übervorteilen, kein Bedrohen.
Wenn wir dieses Tun und Lassen lernen, verinnerlichen, dann bekommen wir einen guten Blick für das Leben.
Der Lebenskünstler zeigt mir, dass ich nicht der Illusion nachjagen muss, dass ich alles Menschenmögliche machen muss. Nicht ich muss maximale Leistung bringen, nicht ich muss für das Heil, der Gemeinde, der Kirche, gar der Welt sorgen.
Dies ließe mich nicht mehr ruhen und raubte mir den Schlaf.
Ich darf ausgeschlafen und ausgeruht dem nachgehen, was meiner Kraft entspricht. Nicht mehr aber auch nicht weniger.
Und diese Lebenskräfte sind in uns allen, in jedem und jeder. Nicht das Schulzeugnis zeugt davon, sondern die vielen Geschichten, die Beziehungen unseres Lebens. Manchmal sind es auch schwierige Geschichten, manchmal auch ein ins Leere gelaufenes Leben. Aber ich glaube, Gott hat das im Blick und so wie die Saat wächst, so wird am Ende auch Gottes neue Welt wachsen und alle werden Anteil daran haben.
In diesem Glauben kann ich getrost leben, tun, was mir entspricht und möglich ist ganz ohne Angst vor einem schlechten Zeugnis, vielmehr das, was über meine Kräfte geht, getrost auf den legen, der die Welt in Händen hält. Amen.