Auf ein Wort / Lesepredigten
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Predigt zu 2. Korinther 1, 3ff
Ich lese aus „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert:
Beckmann: Ach, du bist also der liebe Gott. Wer hat dich eigentlich so genannt, lieber Gott? Die Menschen? Ja? Oder du selbst?
Gott: Die Menschen nennen mich den lieben Gott. ›
Beckmann: Seltsam, ja, das müssen ganz seltsame Menschen sein, die dich so nennen. Das sind wohl die Zufriedenen, die Satten, die Glücklichen, und die, die Angst vor dir haben. Die im Sonnenschein gehen, verliebt oder satt oder zufrieden - oder die es
nachts mit der Angst kriegen, die sagen: Lieber Gott! Lieber
Gott! Aber ich sage nicht Lieber Gott, du, ich kenne keinen, der
ein lieber Gott ist, du!
Gott: Mein Kind, mein armes -
Beckmann: Wann bist du eigentlich lieb, lieber Gott? Warst du lieb, als du meinen Jungen, der gerade ein Jahr alt war, als du meinen kleinen Jungen von einer brüllenden Bombe zerreißen ließt? Warst
du da lieb, als du ihn ermorden ließt, lieber Gott, ja?
Gott: Ich hab ihn nicht ermorden lassen.
Beckmann: Nein, richtig. Du hast es nur zugelassen. Du hast nicht hingehört, als er schrie und als die Bomben brüllten. Wo Warst du da eigentlich, als die Bomben brüllten, lieber Gott? Oder warst du
lieb, als von meinem Spähtrupp elf Mann fehlten? Elf Mann zu
wenig, lieber Gott, und du warst gar nicht da, lieber Gott. Die
elf Mann haben gewiss laut geschrien in dem einsamen Wald,
aber du warst nicht da, einfach nicht da, lieber Gott. Warst du
in Stalingrad lieb, lieber Gott, warst du da lieb, wie? Ja? Wann
warst du denn eigentlich lieb, Gott, wann? Wann hast du dich
jemals um uns gekümmert, Gott?
Ich lese aus Paulus an die Christen in Korinth:
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes,
4 der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott.
5 Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus.
6 Haben wir aber Trübsal, so geschieht es euch zu Trost und Heil. Haben wir Trost, so geschieht es zu eurem Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden.
7 Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben.
Liebe Gemeinde!
Widersprüchlicher können Texte kaum sein, wie diese beiden. Der eine von Wolfgang Borchert, selbst Kriegsheimkehrer aus russischer Gefangenschaft, der nach Hause kommt und kein Zuhause mehr hat. Borchert verarbeitet dieses Trauma in dem Stück „Draußen vor der Tür“. Ein Stück dass kein Theater spielen und kein Publikum sehen will, wie er in einem Interview selbst sagte.
Der andere unser heute zu verlesender Predigttext am Sonntag Lätare „Freuet euch“.
Bei allem Bemühen Gottes um Freude etwa um die Sonnenstrahlen der letzten Tage, das Blühen des Frühlings, die Vögel die morgens zwitschern,
bei und trotz allem will sich keine rechte Freude einstellen. Und Trost beim Lesen dieses Paulustextes, einst geschrieben an die Christen in Korinth, auch nicht. Wohl erst recht nicht bei denen, die unmittelbar betroffen sind von Leiden, die wir in unerträglicher Fülle tagtäglich vernehmen müssen. –
Das ist das Dilemma meines Glaubens, das Dilemma meiner Verkündigung. Das Dilemma, das in Tagen, wie diesen besonders deutlich wird, aber auch in vielen anderen Krisen des Lebens immer wieder zutage treten kann.
Ich empfinde inzwischen in solchen Momenten zunächst nur Trauer.
Dann suche ich, was mir selbst hilft.
Was hilft?
Es aussprechen, nicht schweigen, nicht mich in mich selbst zurückziehen.
Mir helfen Texte, wie die von Wolfgang Borchert, Zweifel und Anfechtungen zu artikulieren.
Es darf kein Tabu geben im Streit mit Gott.
Wenn ich mir in Zwiegesprächen mit Gott keine Tabus auferlege, bekomme ich mitunter eine Ahnung von Gottes Antwort.
Eine, vielleicht die für mich wichtigste Antwort, die ich glaube ist jene: Hab keine Angst.
Was werde ich erleben morgen: Ordnung, Chaos, Krieg, Frieden Pleite, Wohlstand?
Ich weiß es nicht.
Ich glaube auch nicht an ein happy End wie in so manchen Filmen.
Auch wenn ich es mir im Film oder Roman oder Theaterstück wünsche, ja ersehne, so sind doch für mich die starken und beeindruckenden Stücke die, in denen es eben kein allzu offensichtliches oder gar plattes happy End gibt.
Der Film Casablanca mit Ingrid Bergmann und Humphrey Bogart ist ein gutes Beispiel: nein die Liebe, die Beziehung zwischen Elsa und Rick, den Hauptprotagonisten wird nicht so, dass alles wieder gut ist. Es ist am Ende alles anders und doch der Beginn von etwas ganz Neuem.
Ein happy end – das verspricht auch nicht Paulus in seinem Schreiben an die Christen in Korinth. Vielmehr spricht er von Leiden, die die ganze Gemeinde betreffen werden oder können. Und er verheißt ihnen auch nicht göttliches Eingreifen, höchstens und davon ist Paulus ziemlich überzeugt, werden sie alle wie er auch Trost erfahren in der Kraft, die ihnen zuwächst.
So kann ich diesen Text heute verstehen, so hilft er mir bei all den Fragen, die eher offen sind. Die Kraft Gottes, die einem Menschen zuwachsen kann, ist nicht zu unterschätzen.
Das heißt, dass eben nicht alles wieder gut wird, wieder heil wird, wie ein aufgeschlagenes Knie aus Kindertagen.
Mindestens die Narben bleiben sichtbar.
Auschwitz, Hiroshima, Vietnam, Srebenitza, Mariopol sind nicht einfach Orte, sondern Menschheitsschicksale.
In unserer menschlichen Geschichte wird das nicht wieder ausheilbar sein. Anders wird es heil werden müssen.
Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben.
Da bekommt das Wort Hoffnung, das Paulus aufgeschrieben hat, eine Farbe: Die Hoffnung steht fest für uns alle, so fest wie Gott ist.
Das heißt, wenn Gott ist, dann wird es eine Heilung geben aber eben anders.
Die Heilung steckt in der Hoffnung auf Auferstehung.
Und Auferstehung heißt nicht, ich werde dereinst wieder zum Leben kommen, heißt kein Neustart, kein resett dieses Lebens, sondern anders.
Wie anders?
So schrieb einst der Schweizer Pfarrer und Autor Kurt Marti:
Wie fragt ihr ist die Auferstehung der Toten? – ich weiß es nicht
Ihr fragt, wann ist die Auferstehung der Toten? – ich weiß es nicht
Ihr fragt, gibt´s die Auferstehung der Toten? – ich weiß es nicht
Ihr fragt, gibt’s keine Auferstehung der Toten? – ich weiß es nicht
Ich weiß nur wonach ihr nicht fragt: die Auferstehung derer die leben
ich weiß nur, wozu er uns ruft: heute und jetzt
Die Auferstehung heute und jetzt, das ist für mich die Auferstehung gegen die Angst.
Ich will mich nicht von Angst lähmen lassen.
Und da sehe ich ihn, Jesus an meiner Seite, wie er mir seine Hand auf die Schulter legt und werbend, mutmachend sagt: komm mit.
Hab keine Angst.
Ich zeig dir wie das geht: das Ährenraufen am Sabbat, das Feiern mit ungeliebten Leuten, die Stillung von Stürmen und wie du nicht in den Fluten untergehst.
Und ich kann sie dir zeigen, die Herrscher die längst untergegangen sind. Aber mehr noch will ich dir jene zeigen, die die Angst überwunden haben, die unaufhörlich den Traum der Versöhnung leben, die aufgewacht sind und sich für das Leben, für die Welt in ihrer ganzen Fülle und Schönheit einsetzen. Es sind Junge und Alte überall auf der Welt und es werden ständig mehr.
Und so, wie ich Jesu Worte höre, sehe ich sie und halte mir die Bilder dieser Menschen vor Augen und fühle mich gestärkt und voller Trost durch ihn
Jesu, meine Freude, Jesu wahrer Gott.
Amen.