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Predigt "Ewiges Leben" von Andreas Rau
Gnade sei mit uns und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus.
Liebe Gemeinde, der Mensch hat bekanntlich fünf Sinne: sehen, hören, schmecken, riechen und tasten bzw. fühlen. Mit denen nehmen wir unsere Umwelt wahr. Die Frage lautet: Ist das, was wir damit wahrnehmen, ist das die ganze Wirklichkeit? Oder gibt es darüber hinaus noch Dinge oder Erscheinungen, von denen wir nichts wissen - ganz einfach, weil wir sie mit unseren Sinnen nicht wahrnehmen können. Also gibt es um uns herum eine Wirklichkeit, von der wir nichts wissen; an die auch die Naturwissenschaften nicht herankommen?
Da kommt der christliche Glaube und sagt: Selbstverständlich gibt es die; nennt sich Ewigkeit. Diese Ewigkeit ist knallharte Realität. Aber wir kriegen sie nicht mit. Denn dafür bräuchten wir buchstäblich einen sechsten, siebten, achten, neunten ... Sinn. Aber die haben wir nicht.
Kurz: der christliche Glaube unterteilt die Realität - also all das, was existiert - in zwei Bereiche: einen kleineren, die Zeit. Da kennen wir uns aus. Und einen ungleich größeren, die Ewigkeit. Von der wissen wir nichts. Wir können sie vielleicht ahnen oder vermuten, aber mehr nicht.
Ein weiterer Unterschied ist: Alles, was sich innerhalb der Zeit befindet, ist vergänglich. Es wird irgendwann nicht mehr sein. Was zur Ewigkeit gehört, vergeht nicht. Es wird immer sein. Es ist ewig.
Nun hat der Mensch hat nicht nur fünf Sinne sondern auch eine Seele. Und unsere Seele hat Wurzeln; wie ein Baum, der mit seinen Wurzeln Lebenskraft aus der Erde zieht. So hat auch unsere Seele verborgene Wurzeln, mit denen sie Lebenskraft aufnimmt - und das aus unterschiedlichen Quellen.
Eine dieser Quellen ist das Geld. Menschen haben hart gearbeitet und sich ein Vermögen geschaffen. Daran erfreuen sie sich. Ihr Geld gibt ihrer Seele Kraft und Zuversicht. Oder Menschen haben im Leben Dinge erreicht, auf die sie mit Recht stolz sein können. Ihr Erfolg gibt ihnen Selbstvertrauen. Oder viele Menschen beziehen ihre Lebenskraft aus ihrer Familie. Ich kenne auch Menschen, die sind ständig auf Reisen: Japan, Südafrika, sonst wohin. Aus diesen Reisen ziehen sie Lebensfreude. Oder ein Hobby: in Haldensleben gibt es bekanntlich einen berühmten Briefmarkensammler. Ich bin überzeugt, dieses Hobby tut seiner Seele gut. Oder der Garten oder gute Bücher oder die Musik oder die Natur ... Es gibt viele Quellen, aus denen unsere Seelen Kraft schöpfen.
Wohlgemerkt, all diese Wurzeln sind völlig in Ordnung! Geld hat zwar keinen guten Ruf; dennoch, es ist gut und wichtig. Wer fleißig ist und hart arbeitet - ich gönne jedem sein Vermögen. Oder wer tüchtig ist und was leistet ... Solche Leute werden dringend gebraucht. Wohl dem, der eine Familie hat, die ihm Geborgenheit schenkt. Oder wer die Möglichkeiten hat, sich die Welt anzusehen - gute Reise!!! Was auch immer; das alles ist nicht falsch.
Allerdings, all diese Quellen befinden sich im Bereich der Zeit. D. h., sie sind vergänglich. Sie können austrocknen. Und sie werden austrocknen. Irgendwann wird uns all unser Geld nichts mehr nutzen.
Und hier sagt der christliche Glaube: Es gibt die Möglichkeit, dass die Wurzeln unserer Seele über die Zeit hinaus bis in die Ewigkeit reichen; dass eine Seele ihre Lebenskraft auch aus der Ewigkeit ziehen kann. Die Bibel nennt das "ewiges Leben". Jesus sagt; Joh 5,24: "Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben." Oder an anderer Stelle; Joh 6,47. "Wer an mich glaubt, der hat ewiges Leben." Der Glaube an Jesus Christus ist wie eine Wurzel, durch die meine Seele Lebenskraft aus der Ewigkeit aufnehmen kann; eben: ewiges, unvergängliches Leben.
Nun gibt es Menschen, die sagen: "Das ist doch dummes Gerede. Die Ewigkeit existiert nicht. Die ist nur Einbildung, Opium des Volkes." Nun ja, genau das ist die große Frage! Wenn die Ewigkeit nicht existiert, könnten wir in der Tat die Kirche zumachen. Doch falls die Ewigkeit existiert, dann wäre sie für uns extrem wichtig.
Denn wenn ich nur aus dem Bereich der Zeit lebe, dann ist alles, was ich bin und habe, vergänglich. Ich werde irgendwann alles verlieren, buchstäblich alles; eben weil es zeitlich ist. Es wird vergehen. So wie auch ich selbst vergehen werde.
Wenn ich aber auch aus der Ewigkeit leben könnte, dann wäre in mir etwas, das wäre unvergänglich; das vergeht nicht; das wird bleiben in Ewigkeit. Und nicht nur das: die Kräfte aus der Ewigkeit könnten mir heute schon helfen, jetzt und hier; und zwar gewaltig helfen.
Deshalb stellt der christliche Glaube jeden Menschen vor diese Frage: Besteht dein Leben nur aus dem, was sichtbar ist; was zu dem Bereich der Zeit gehört? Oder hast du etwas, das aus der Ewigkeit kommt; etwas, das zwar unsichtbar ist, nicht wahrnehmbar, das aber größer und besser und wertvoller ist als alles, was die Zeit zu bieten hat.
361, 5 + 6: „Und ob gleich alle Teufel …“
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Werde ich alles, was mein Leben ausmacht, irgendwann verlieren? Oder kann ich das Wichtigste davon mitnehmen auf die andere Seite, in die Ewigkeit?
Angenommen, jemand denkt über diese Fragen nach und kommt zu dem Ergebnis: Da ist was dran. Ich lebe tatsächlich nur aus der Zeit und laufe Gefahr, am Ende alles zu verlieren. Was kann ich denn tun, um ewiges Leben zu bekommen?
Die Antwort lautet: Nichts! Du kannst nichts tun. Das ewige Leben ist für dich unerreichbar. Du kannst die Ewigkeit ja nicht einmal wahrnehmen; geschweige dann, dass du da irgendwie rankommst. Du kannst Ewigkeit auch nicht kaufen; dafür reicht alles Geld der Welt nicht. Du kannst sie auch nicht verdienen, z. B. mit guten Taten oder Spenden oder indem du ein frommer Christ wirst. Du kannst machen, was du willst, du kommst an die Ewigkeit nicht ran.
Aber der christliche Glaube kennt ein Wort, das ist unfassbar groß und schön; nämlich das Wort: ??? Gnade!!! Gott bietet an, dir oder uns die Ewigkeit zu schenken. Ewigkeit gibt es als Geschenk. Paulus schreibt; Eph 2,8: "Aus Gnade seid ihr gerettet worden ... die Ewigkeit in euch ist Gottes Geschenk und nicht euer Verdienst".
Das Gute dabei: Wenn Ewigkeit nicht von uns abhängt sondern Geschenk ist, dann kann sie jeder erhalten. Und in der Tat, Gott bietet dieses Geschenk allen Menschen an; jedem und jeder ohne Ausnahme! Den Klugen und den Dummen; den Reichen und den Armen; den wichtigen Leuten und den kleinen Lichtern; den Gesunden und den Kranken; den Geschickten und den Ungeschickten; den Cleveren und den Naiven; den Anständigen und den Sündern; den spirituell Veranlagten und denen, die religiös unmusikalisch sind ... Allen; jedem Menschen, ohne Ausnahme.
Allerdings, die Sache hat natürlich einen Haken; genau genommen sogar zwei: 1. Gott schenkt uns die Ewigkeit. Aber nicht in einem hübschen Paket, mit dem wir machen können, was wir wollen. Sondern die Ewigkeit kommt zu uns in einer Person, in Jesus Christus. Jesus sagt; Off 3,20: "Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen."
Jesus bietet an, hereinzukommen in unser Leben, sogar in unsere Seele, in unser Herz. Ist nicht einfach zu verstehen, aber es ist so. Und wenn Jesus kommt, bringt er die Ewigkeit mit. Die Frage ist: Wollen wir das? Wollen wir, dass Gott, dass Jesus, nicht nur irgendwo weit weg im Himmel ist, sondern dass er von dort heruntersteigt und zu mir kommt; dass er hereinkommt in mein Leben. Will ich das? Wollen Sie das?
Der zweite Haken: Wenn Jesus kommt, dann kommt er nicht als Butler. Er ist nicht dazu da, unsere Wünsche zu erfüllen. Sondern er kommt als König. Er will regieren. Er will mitreden in unserem Leben.
Derzeit findet in Deutschland bzw. im gesamten ehemals "christlichen Abendland" ein regelrechter Aufstand statt; ein Aufstand gegen Gott und seine Gebote. Wer ein Gespür dafür hat, weiß, was ich meine. Aber dieser Aufstand spielt sich nicht nur im Großen ab, in Politik und Gesellschaft, sondern auch im Kleinen, in uns selber.
Jeder Mensch steht - bewusst oder unbewusst - vor der Frage: Bin ich bereit, mich Gott und seinen Geboten unterzuordnen? Oder will ich mein eigener Herr sein? Sage ich: "Ja, Jesus, sei Du mein König! Regiere du in meinem Leben?" Oder sage ich: "Nö, nö; ich lasse mir von niemandem reinreden. Jesus bleib, wo der Pfeffer wächst!"
Gnade heißt: Wenn ich ehrlich bete: "Ja, Jesus, bitte komm in mein Leben" - dann kommt er auch. Es reicht ein einfaches "Ja, Jesus, bitte hilf mir". Wer das ehrlichen Herzen sagt, zu dem kommt Jesus. Und dem schenkt er den gewaltigen Reichtum der Ewigkeit.
361, 7 + 8: Auf, auf gib deinen Schmerzen und Sorgen gute Nacht …“
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Heutzutage hat jeder, der was auf sich hält, ein "Smartphon"; so ein neumodernes Handy. Ich selber habe keines. Das hier gehört meiner Frau. Als das neu war, ganz am Anfang, waren bei uns in der Küche mitunter merkwürdige Geräusche zu hören; Geräusche, die ich bis dahin kaum kannte: "Mist ... Scheiße ... Wieso geht das nicht? ... Was ist nun wieder los? ..."
So ein "Smartphon" ist eine gute Sache - wenn man damit umgehen kann! Man muss lernen, wie es funktioniert. Und das scheint nicht ganz einfach zu sein; zumindest nicht für uns von der reiferen Jugend. Aber so ist das oft im Leben. Wir müssen schwierige Dinge mühsam lernen. Zunächst, nach unserer Geburt, mussten wir laufen lernen. Wie oft sind wir damals auf die Nase gefallen? Wir mussten sprechen lernen ... lesen und schreiben ... Rad fahren ... einen Beruf ... Vielleicht haben wir auch ein Musikinstrument gelernt? Ich z. B. kann meisterhaft Blockflöte spielen ... Wow!!!
Es tut mir leid, aber so ist das auch mit dem Glauben. Gott schenkt uns die Ewigkeit. Aber wir müssen lernen, sie anzuwenden. Wir müssen lernen, wie sie funktioniert. Das kann man nicht von alleine. Kein Mensch setzt sich an ein Klavier und kann sofort perfekt spielen. Klavier muss man üben. Auch Ewigkeit muss man üben.
Und das ist ein großes Thema. Nur einige Andeutungen: Wenn jemand die Ewigkeit ernsthaft sucht, dann kann er sie in der Bibel finden; wahrscheinlich nur in der Bibel. In der Natur oder zwischen Menschen oder durch Yoga oder was auch immer kann man Ewigkeit vielleicht ahnen; aber finden kann man sie nur in der Bibel.
Außerdem: heutzutage haben viele ein E-Bike; ein Fahrrad mit Elektro-Antrieb; manche haben sogar ein Elektro-Auto. Mit denen kann man eine Weile fahren, ist 'ne gute Sache, aber irgendwann ist die Batterie leer. Sie muss neu geladen werden. Die Ewigkeit in uns ist wie solch eine Batterie. Sie hat große Kraft. Aber sie muss regelmäßig geladen werden. Und das geschieht durch die Bibel. Dort findet sich die Energie, die unser Glaube braucht; "Kraft aus der Höhe", die Energie der Ewigkeit. In der Bibel!
Außerdem: Das Gebet ist eine gewaltige Sache - wenn man es kann. Ich behaupte mal, wir alle, die wir hier sind, mich eingeschlossen, wir können es nicht; zumindest nicht wirklich. In der Schule des Gebetes besuchen wir bestenfalls die erste Klasse; vielleicht die zweite. Aber es gibt 12 Klassen; es gibt Fachschulen, Hochschulen, Universitäten ... Das Gebet bietet Möglichkeiten, die können wir uns nicht mal vorstellen.
Aber wir können üben, vor Gott zu treten und ihm unsere Seele zu öffnen. Damit Gott uns anschauen kann; unser Herz berühren, uns neu segnen kann; uns Trost schenken und Gnade und Frieden und Hilfe und Hoffnung und Mut und Kraft ... "Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude". Es ist nicht einfach; aber es lohnt sich, beten zu üben.
Außerdem: die Beziehung meiner Frau zu ihrem Smartphon ist nicht ganz unproblematisch. Sie kommt öfters mal an einen Punkt, wo sie nicht mehr weiter weiß. Ihren Mann braucht sie gar nicht erst zu fragen, der hat noch weniger Ahnung als sie. Aber sie hat einen Schwiegersohn. Und wenn es brennt, dann kommt der: Das musst du so machen, das geht so. Und sofort ist die Welt wieder in Ordnung.
Auch im Glauben kommen wir mitunter an Punkte, wo wir nicht mehr weiter wissen. Dann brauchen wir jemanden, der uns hilft. Aber da gibt es ein Problem: solche Helfer sind selten geworden.
Vor zwei Wochen hat Pfarrer Simon hier im Gottesdienst während der Predigt meinen Namen genannt. Das zu erklären führt jetzt zu weit. Nur so viel: Ja, ich kritisiere die evangelische Kirche. Warum? Sie kümmert sich um Frieden, Gerechtigkeit, Klima, Demokratie ... "Herz statt Hetze" stand am Kirchturm. Das alles ist auch nicht verkehrt; zumindest grundsätzlich.
Aber um die Ewigkeit kümmert sich unsere Kirche so gut wie nicht mehr. Davon versteht sie kaum noch was. Und das ist schlimm. Denn falls tatsächlich mal jemand Hilfe sucht im Umgang mit der Ewigkeit, dann wird er die in unserer Kirche nur schwer finden. Schon alleine weil es kaum noch evangelische Christen gibt, die sich einigermaßen damit auskennen.
Was können wir da tun? Ich weiß es nicht! Wer beten kann, der bete um Arbeiter in die Ernte! Aber sonst? Das Einzige, was mir einfällt sind "Selbsthilfegruppen". Menschen, die an Glauben und Ewigkeit interessiert sind, treffen sich privat in kleinen Gruppen und sprechen über ihren Glauben; und zwar offen und ehrlich. Über ihre guten Erfahrungen mit Gott; über ihre Enttäuschungen und Fragen, über ihre Gewissheiten und ihre Zweifel ... Kurz: über all das, was sie im Innersten bewegt.
Ich habe in meinem langen Leben schon häufig an solchen "Selbsthilfegruppen" teilgenommen. Die waren in aller Regel eine gute Sache; nicht einfach aber gut. Doch auch da ist es wie mit Bibel und Gebet: darüber reden, hilft nicht - man muss es tun.
Langer Rede kurzer Sinn: Es ist eine ganz einfache Frage: Ist das, was wir mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen, ist das alles? Oder existiert darüber hinaus noch eine größere Wirklichkeit? Wenn nicht, bin ich ein Idiot und rede kompletten Unsinn!
Wenn die Ewigkeit aber existiert, dann wäre das, was ich zu sagen versuche, extrem wichtig und zwar aus vielen Gründen. Einer davon ist, nur einer unter vielen anderen: Jesus sagt; Luk 10,20: "Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind!"
Das ist eine Frage, die der christliche Glaube jedem Menschen ans Herz legt: Wo steht mein Name geschrieben? Ist er nur im Bereich der Zeit bekannt? Dann wird er vergehen und ich werde irgendwann vergessen sein. Oder steht mein Name geschrieben im Himmel, in der Ewigkeit? Dann wird er niemals vergessen sein; morgen nicht und in hundert Millionen Jahren nicht! Mein Vater im Himmel wird mich nicht vergessen, niemals!
Amen.