Auf ein Wort / Lesepredigten
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Gedanken zu 2. Petrusbrief 3
Der November, oft regenschwer und stürmisch mit tiefhängenden Wolken, entlaubten Bäumen, der heutige Tag, der Totensonntag mit besuchten Gräbern und manchem Weinen lassen in uns eine Stimmung aufkommen, die mit Vergänglichkeit zu tun hat.
Nicht nur äußerlich wird die Welt durch den Wind aufgepeitscht, sondern auch unser innerstes ist aufgewühlt und manch einen von uns erfasst Traurigkeit über einen lieben Menschen, der verloren ist.
Der November erinnert uns an Vergänglichkeit, an Abschied.
Für einige war es vielleicht ein friedvoller Abschied in dem Bewusstsein, dass sich das Leben erfüllt hat. Für andere war es der jähe Abbruch eines gemeinsamen Lebens und da auch der Abschied von Lebensentwürfen und Plänen, von Hoffnungen und Träumen.
Daran, dass unser Leben nicht endlos ist und manchmal jäh und unerwartet abbricht, daran sind wir heute erinnert.
Unwillkürlich drängen sich ein Fragen auf, deren Antworten Sie vielleicht suchen: Wie ist das mit meinem Leben, hat sich Gottes Verheißung erfüllt, was wird bleiben oder was ist offengeblieben oder gar, wo ist Gott spürbar? Manche bewegt auch die Frage, wann sich alles erfüllen wird.
Das Evangelium von den klugen und törichten Jungfrauen, aber auch der folgende Gedanke aus dem 2. Petrusbrief, dem Predigttext für heute wollen eine Antwort geben:
10 Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann [b] werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und [c] die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden.
11 Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müßt ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen,
12 die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und erstrebt, an dem die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden.
13 Wir warten aber auf [a] einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, [b] in denen Gerechtigkeit wohnt.
In mir sträubt sich wieder einiges gegen die Sprache und Vorstellungswelt der frühen Christen, die Trost und Antworten auf die Frage nach Gottes Wirken und nach dem Heil in solchen Bildern gefunden haben.
Es sind Bilder, die mich viel zu sehr an die Schrecken dieser Welt gerade in diesen Tagen erinnern. Es sind Bilder, die ich mit dem von Gott gesetzten Ende nicht in Verbindung bringen möchte.
Ich brauche solche Schrecken-Szenarien nicht.
Aber ich weiß und Sie alle wissen, da wo ich jetzt schon erleben muss, dass ich durch Krisen oder Krankheiten an meine Grenzen komme, wo ich gar einen geliebten Menschen verliere, da ist es, als würden Himmel und Erde vergehen. Da ist es, als würde der Boden wegrutschen und nichts mehr Bestand haben, woran ich festhalten kann.
Alles ist in mir zerbrochen.
Ich fühle mich wie ein zerbrochenes Gefäß. (so der Psalmdichter)
Und dann ist die Frage, die uns immer wieder begegnet: Na, wo ist dein Gott. Hat er dir geholfen? Es ist die Frage der Spötter, mindestens die der Skeptiker.
Und ich könnte vielleicht manche Antwort geben. Im Grunde aber stehe ich selbst oft ohnmächtig und betroffen da.
Eine Antwort kann für mich nicht sein, dass sich Gott am Ende der Zeiten schon zeigen wird, dass es dann kracht und die Erde vergeht.
Eine Antwort liegt für mich zunächst im Zulassen und Aushalten dieser Frage „Wo bleibt Gott“. Stelle ich diese Frage ernsthaft, so heißt das: Ich warte auf dich, weil du mir fehlst, weil mir etwas fehlt, weil ich so viel, was passiert, nicht begreife.
Im Warten liegt die Ahnung einer Antwort. Darauf bringt mich der letzte Satz unseres Predigttextes:
Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit herrscht.
Aktives Warten auf Gott – das ich für mich ein ins Gespräch kommen mit anderen, darüber reden, was bedeutet der Tod für mich und vor allem, was erhoffe ich mir für mein Leben.
Mit Konfirmandinnen und Konfirmanden haben wir das getan. Wir sprachen über das, was der Tod bedeutet. Ich stellte dabei wieder einmal fest, dass Jugendliche dafür eine große Offenheit haben, dass der Tod für sie kein tabu ist. Viele finden aber dennoch, dass es wichtiger wäre, über das Leben zu reden.
Das versuche ich immer wieder in Trauergesprächen. Und wie schön, wenn ich in einem Trauergespräch höre: Er hat seine Träume gelebt und er hat sie mit anderen geteilt. Und es war ihm wichtig etwas zu tun, nicht nur abzuwarten, sondern sich an einer Stelle zu engagieren.
Mit 80 hat er noch an einer Demo für Toleranz und Demokratie teilgenommen.
Mit 70 ist sie mit ihren Enkeln noch Riesenrad gefahren, das ging auch trotz Rollator.
Und er hat mir oft Blumen geschenkt und wenn wir eine Meinungsverschiedenheit hatten, vielleicht sogar einen Streit, er konnte nicht zu Bett gehen, ohne das irgendwie angesprochen zu haben. Er hat versucht, was geklärt werden muss zu klären. Ich glaube, sein Leben war erfüllt, meines ist es jedenfalls.
Wenn ich so etwas erzählt bekomme, sehe ich darin etwas von dem Leben, das Gott für uns alle will. Da ahne ich etwas von dem neuen Himmel und der neuen Erde, die Gott verheißen hat.
Das Künftige, von dem der Petrusbrief spricht, an das wir Christen glauben ist dieser neue Himmel und die neue Erde, die neue Welt Gottes. Sie ist aber nicht einfach etwas künftiges, sondern etwas bereits Gegenwärtiges. Unser Leben jetzt gehört schon dazu. Und es liegt an uns, die Fülle zu sehen und zu ergreifen.
Und jeder Tag, den wir erleben, bietet eine Chance dafür:
Meiner Liebsten meine Träume erzählen und meine größten Wünsche.
Meinen Lebenstraum nicht als utopisch beiseitelegen.
Einmal im Jahr das Meer sehen oder im Harz wandern, in ein Konzert gehen, mir was Gutes tun.
Wenigstens einmal im Monat einem anderen eine freudige Überraschung bereiten.
Noch in diesem Jahr R. einen Brief schreiben, weil zwischen uns noch etwas zu klären ist.
Jetzt schon etwas von dieser neuen Welt sehen, sehen, was ich brauche, und was andere brauchen. Heute brauchen wir alle Hoffnung, manche brauchen Trost, andere jemanden der einfach da ist.
Wenn wir so einander Anteil geben an unserem Leben, wird im Grauen November etwas von Gottes neuer Welt unter uns aufgehen wie die Sonne am Morgen. Amen.