Auf ein Wort / Lesepredigten
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Predigt zum Ewigkeitssonntag zu Markus 13, 28-37
Es war einer jener seltenen sonnigen Novembertage, als er wartend auf dem Bahnsteig stand. Endlich rollte der Zug ein und da sah er schon von weitem jene orangeblaue Mütze, die sie schon im vergangenen Winter trug.
Er lief ihr entgegen, doch als er sie in den Arm schloss, wusste er, dass irgendetwas anders war, als sonst.
Jedes Wochenende holte er sie vom Zug ab, schon seit fast zwei Jahren und so kannte er jede ihrer Stimmungen und wusste, wie sehr sie sich vermisst hatten. Nur heute war irgendetwas anders. Oder bildete er es sich seit dem Telefonanruf von gestern nur ein, war es jener Name „Stefan“, den eines Mitstudenten, den sie in letzter Zeit schon öfter erwähnt hatte und der seit jenem letzten Anruf ständig in seinem Kopf herumgeisterte?
Schweigend gingen sie aus dem Bahnhof hinaus, fuhren mit der Straßenbahn die bekannte Strecke zum Haus ihrer Eltern. Plötzlich sagte sie „Laß uns eher aussteigen und ein Stück laufen“.
Eigentlich wollte er nicht, weil er ahnte, dass jetzt irgendetwas passieren würde, irgendetwas Entscheidendes, etwas wovor er sich fürchtete.
Er trug ihren Rucksack. Lange liefen sie schweigend nebeneinander. Es war für ihn kaum auszuhalten und als sie plötzlich anfing zu erzählen, von anderen Studenten und dass sie viele neue Leute kennen gelernt hat und als sie plötzlich von Stefan sprach und davon, dass sie mit ihren Gefühlen nicht mehr zurecht kommt, da erschien jeder Schritt wie in einem absurden Traum, in dem er nicht mehr die Handlung bestimmte. Es war ihm, als wäre in mitten des sonnigen Herbsttages plötzlich eine alles Licht verschluckende Dunkelheit über ihm zusammengeschlagen, als müssten die alten Fassaden der Mietshäuser mit ihren abgeplatzten Putzflächen jeden Moment auf das graue Kopfsteinpflaster stürzen.
Ihm war als brächen Himmel und Erde zusammen und er wusste in diesem Augenblick: Nichts wird wieder so, wie es war. Unwiederbringlich ist ihre Liebe zerbrochen, ist alles das, worauf er sich verlassen hatte vergangen.
Im letzten Lichtstrahl dieses Tages sah er sie davon gehen.
Wer könnte es nicht nachvollziehen, was in einer jungen Seele kaputt geht, wenn sie ihm oder er ihr sagt: „Es ist vorbei!“
Wer hat nicht schon so etwas erlebt, dass über ihm Himmel und Erde, alles das woran er glaubte, worauf er hoffte, was das Leben ausgemacht hat, zusammengebrochen war, von einem auf den nächsten Moment.
An solche Momente sind wir heute erinnert, Momente, wo ein geliebter Mensch aus unserem Leben gerissen wurde, noch viel unbarmherziger als im Leben jenes jungen Mannes, unbarmherzig durch den Tod.
Der November erinnert uns an Vergänglichkeit, an Abschied.
Für einige war es vielleicht ein friedvoller wenn auch schwerer Abschied in dem Bewusstsein, dass sich das Leben erfüllt hat. Für andere war es der jähe Abbruch eines gemeinsamen Lebens und da auch der Abschied von Lebensentwürfen und Plänen, von Hoffnungen und Träumen.
Daran, dass unser Leben nicht endlos ist und manchmal jäh und unerwartet abbricht, daran sind wir heute erinnert.
Wir sind erinnert in diesem Gottesdienst durch einen einzigen Satz aus dem Markusevangelium, dass es uns widerfährt, dieses Schicksaal des Vergehens:
Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen; doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
Hören Sie wie ich den bedrohlichen Unterton? Geht es Ihnen wie mir, dass mich jene Urängste beschleichen, die mir zuflüstern: heute noch kann die Stunde kommen, in der du plötzlich allein, dem Schicksal ausgeliefert da stehst...
Und die Anzeichen dieser Tage verstärken dieses Gefühl: Wenn der Krieg in der Ukraine nicht aufhört, was wird das mit uns machen?
Wenn es keine Einigung zur Klimakrise gibt, was steht uns dann bevor?
Wenn nicht bald etwas Wirksames gegen die Coronapandemie entwickelt wird, leiden wir endlos.
Unerträglich scheinen mir die Ängste, die sich plötzlich in mein Lebensgefühl hineindrängen und mir für Augenblicke die Luft nehmen.
Kann das Gott wollen, kann Gott wollen, dass ich ständig auf der Hut vor Unvorhergesehenem lebe, ständig damit rechnend, dass plötzlich Himmel und Erde zusammenbrechen?
Ständiges Misstrauen in der Beziehung zu einem geliebten Menschen, ständige Angst um mein Kind, ständige Wachsamkeit, denn ein anderer könnte mich betrügen, mir die Stellung streitig machen, nicht zuletzt ständige Angst um meine Gesundheit, jeder kleine Schmerz könnte ein Zeichen auf eine schon längst in meinem Körper eingeschlichene Krankheit sein – ich wäre wie gelähmt – nein, das kann nicht Gottes Wille sein!
Gottes Wille, von dem sprach der Profet Jesaja:
V17: Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, daß man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird.
20 Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben, oder Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen, sondern als Knabe gilt, wer hundert Jahre alt stirbt …
23 Sie sollen nicht umsonst arbeiten und keine Kinder für einen frühen Tod zeugen; denn sie sind das Geschlecht der Gesegneten des HERRN, und ihre Nachkommen sind bei ihnen.
So spricht es der Prophet Jesaja.
Gott will, dass wir ein erfülltes Leben haben, keine Ängste, keine Nöte, die uns lähmen sollen sein, sondern Zukunft und langes Leben, Alt werden wie ein Baum – so ist der Wille Gottes.
Und dennoch die Worte Jesu im Markusevangelium: Seid wachsam!
Ich stelle mir vor, ich könnte alles im Leben gut vorher planen:
Schon als Kind ist vorbestimmt, was ich werden soll, schon bei meiner Heirat weiß ich, wie unser Familienleben sich gestalten wird, schon beim Beginn in meinem Beruf, weiß ich genau, was ich erreichen will. Mit Erreichen des Rentenalters werde ich all das machen, wofür ich mir bisher keine Zeit, kein Geld gegönnt habe. – Ich wäre nicht nur ein Narr, würde ich so planen, viel schlimmer, es wäre lähmend, nicht mehr auf überraschende Begegnungen zu hoffen, nicht mehr an Wendungen im Leben zu glauben, nicht mehr auszuprobieren, um zu lernen und zu wachsen, vom Wunder des Lebens fasziniert zu sein.
Seid wach, habt einen Blick dafür, was jetzt gerade in diesem Moment des Lebens wichtig ist: Wichtig kann der Anruf bei einem Freund sein, wichtig jetzt eine Reise zu machen und sie nicht zu verschieben, weil sie schon immer mein Traum war. Seid wach für die Zeichen des Lebens–
Das sagt Jesus seinen Jüngern, in dem er dieses Gleichnis vom Feigenbaum erzählt.
Lernt etwas vom Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.
Was für ein schönes Bild heute am 20. November. Ein Bild, das uns die Erfahrung in den Blick rückt, dass nach dem Winter wieder ein Sommer kommen wird, dass spätestens die Zeichen des Blättertreibens den nächsten Sommer anzeigen.
Habt jetzt schon einen Blick dafür. Mit den wachen Augen Eurer Herzen, seht ihr jetzt schon den Sommer Gottes, seht jetzt schon, wenn auch noch mit Tränen verhangenen Augen und trauernden Herzen, dass unser Leben blühen und heil werden wird.
Ich kann gut verstehen, wenn es jemand nicht sehen kann.
Manchmal braucht man einen Freund, der mit einem geht und irgendwann dann sagt: sieh dort.
Einer unserer Freunde, ein leidenschaftlicher Gärtner hilft uns zu sehen, was werden könnte.
Ich gehe mit ihm durch den Novemberwald und er sagt:
schau mal! Siehst du den Frühling.
Ich dachte erst: was meint er denn. Dann sah ich es auch. Der ganze Wald, die Laubbäume fast alle ohne Blätter, aber alle voller kleiner Knospen.
Da siehst du schon den Frühling an den Knospen des Herbstes!
Ich sah es und mich durchströmte etwas das mein Herz wärmte.
Es waren die Mächte des Frühlings mitten im November.
Und Blumenzwiebeln habe ich mit den Konfis gepflanzt und damit die Hoffnung: es wird erblühen.
Und ich weiß nun, wenn es in uns wieder blüht, wird uns Herz nicht mehr vom vergangenen Winter gehalten. Ich weiß, dass ich getrost durch diesen Winter gehen kann, geborgen von diesem Wort, das wie ein Wintermantel wärmt:
Denn siehe, spricht der Herr, alles mach ich jetzt neu, einen neuen Himmel schaffe ich und eine neue Erde.
Und
manchmal noch, wenn er, der junge Mann von damals, an den nun nicht mehr grauen Häuserfassaden in jener Stadt entlang geht, ist er für Augenblicke an das Einstürzen seines Lebens erinnert. Für einen Moment bleibt er dann stehen, schaut sich um in jene Richtung, in der sie damals davon gegangen ist, um schließlich mit festen Schritten weiterzugehen, den Sonnenstrahlen des neuen Tages entgegen.
Amen.