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Predigt zu Lukas 16, 19-31
Mitten in der Nacht, als gerade die Kameras auf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg ausgeschaltet waren, einige der Wirtschaftsbosse, die wir Oligarchen nennen, noch beim Wodka und Champagner saßen – es war bereits halb vier Uhr morgens, stürzt Putin in den Saal: Er ruft ihnen zu:
Halt, hört, was ich euch zu sagen habe!
Alle sind auf das Schlimmste gefasst, doch was jetzt kommt, ahnt keiner von Ihnen. Mit einem völligen Abbruch der Beziehung in den Westen, mit dem Überfall auf die baltischen Länder, auf den Start von Atomraketen sind sie alle gefasst, aber nicht auf das:
Ich, Präsident Russlands verkünde, dass augenblicklich alle, aber auch alle Kampfhandlungen in allen von uns besetzten Regionen eingestellt werden und sich all unsere Truppen zurückziehen in ihre Heimatkasernen. Der Krieg ist beendet.
Die noch Anwesenden sind geschockt. Doch noch ehe einer etwas sagen kann, holt Putin aus: Es war der Traum und nicht nur ich hatte ihn. Lawrow genauso und mein Stabschef und alle hatten ihn zur gleichen Zeit.
Kyrill ebenso – er rief mich als erster an: Gott selbst hat sich zu Wort gemeldet, meint er und wenn wir nicht sofort umkehren …
Aber das ist nicht alles. Alle Regierungschefs dieser Welt hatten diesen Traum, den Traum des ewigen Friedens, der sofortigen Umkehr. Keine weitere Stunde darf verstreichen in der die Elenden vor unserer Tür sterben. Keiner soll sterben!
Das, liebe Gemeinde, ist natürlich ein Märchen. Frei erfunden. Der heute zu bedenkende Evangeliums - Text vom reichen Abraham und armen Lazarus liefert dafür die Vorlage. Klingt er doch selbst wie ein Märchen. Unwirklich. Überzeichnet.
Aber warum hat Lukas – übrigens als einziger Evangelist – diese märchenhafte Gleichnis - Erzählung aufgenommen und wenn sie Jesus so erzählt hat, warum?
Ich weiß es nicht genau. Auch die Kommentare wissen es nicht genau zu begründen. Und es fällt leicht, die Reichen, die hier namenlos sind, auszumachen. Namenlos sind sie meist auch in einem Fernsehbericht gewesen. Nur die Namen ihrer Yachten an der türkischen Rivera wurden genann. Ein Immobilienmakler wurde interviewt, der nun Häuser zum mehr als doppelten Preis an reiche Russen verkauft und die türkische Staatsbürgerschaft erhalten sie gratis dazu.
Jenen Superreichen, nicht nur den russischen Oligarchen, sondern auch jenen vielen anderen, die schamlos ihren Reichtum zur Schau stellen diesen Text vom Reichen und vom armen Lazarus zu erzählen, es würde nichts bringen!
Und dieser Evangeliums Text, der heute in den evangelischen Gottesdiensten in allen Kirchen zu lesen und zu predigen ist, wird nichts bringen bei uns, die wir zu den Reichen gehören. Wir gehören zu den Reichen mit unseren gefüllten Supermarktregalen, auch wenn gerade alles teuer wird und der Bautzener mittelscharfe Senf fürs Grillen fehlt. Außer einen Moment Betroffenheit und Unbehagen wird der Text nichts bewirken bei uns, bei jenen, die zwei Autos haben, ein Haus, ein Gartengrundstück, und viermal im Jahr in den Urlaub fahren. Auch wenn es bei mir nicht ganz so üppig ist, gehöre ich aus Sicht der Armen dieser Welt mit zu den Superreichen.
Und ich sehe Lazarus abends im Fernsehen vor meiner Tür.
Warum also lese ich diesen Text heute, warum soll ich darüber nachdenken? Vielleicht das ich beunruhigt bin? Ja das bin ich, sind wir alle. Und ich könnte all meine Beunruhigungen aufzählen und Sie könnten das ebenso und es würde uns nichts helfen.
Warum also verwendet Jesus solch ein Bild?
Ich glaube nicht, dass Jesus mit der Hölle droht. Ich glaube auch nicht, dass Jesus meint, wenn du hier reich bist, wirst du nach deinem Tod arm dran sein. Erst recht nicht soll ich mir durch wohlfeiles Verhalten einen Platz im Himmel erkaufen.
Die Sache mit dem Ablass ist eh durch, warum also, Jesus, so eine Geschichte? Das frage ich.
Kehrt um, die neue Welt Gottes ist nahe – höre ich plötzlich seine Stimme. Umkehren, umwenden, den Lazarus sehen. Ist da etwas von Gott zu sehen, geht es mir durch den Sinn.
Lazarus – da wird im Gegensatz zu den Reichen der Arme beim Namen genannt und sein Name bedeutet etwas. Ich schaue nach: Lazarus, hebr. Eliäser – Sohn des Mose, Elasar- Sohn von Aaron und dessen Nachfolger – Lazarus – eine Erinnerung an Mose und die Propheten und in der deutschen Wortbedeutung: Gott ist Hilfe.
Und Hilfe für die Armen, die Geknechteten, die Leidenden bedeutet Umkehr der Verhältnisse.
Nein das klingt zu fromm, typisch kirchlich, märchenhaft …
Es war weder fromm, noch irgendwie kirchlich oder märchenhaft, als Paul McCartney sich vom Beatles Rummel zurückzog und mit seiner Frau und Familie eine kleine Farm in Schottland bewirtschaftete. Es war für ihn eine Umkehr. Und sie züchteten Schafe und erkannten plötzlich, als die Lämmer sich ihres Lebens erfreuten, wieso essen wir sie eigentlich?
So begannen sie Ende der 60iger Jahre vegetarisch zu leben.
Ich kenne junge Leute, die umkehren, sich abkehren vom Lebensstil ihrer Eltern. Auch unsere Kinder gehören dazu. Sie kaufen nicht mehr in Outletcentern, sondern im Second Hand – Geschäft.
Und ich könnte viele Beispiele von Umkehr aufzählen.
Umkehr nicht aus Angst vor der Hölle, sondern durch eigene Erkenntnis.
Und das heutige Gleichnis ist sicher irgendwie als ein Aufruf zur Umkehr gemeint, ein Weckruf.
Für mich aber ist es vor allem eine Erinnerung, die ich immer wieder brauche, die wir alle zu brauchen scheinen:
Es ist möglich jederzeit etwas zu tun.
Nein, nicht heute noch schnell die Welt retten – oder vielleicht doch? Wenn ich einen einzigen Menschen rette, rette ich einen ganzen Kosmos.
Wenn ich einen kleinen Schritt tue und viele tun ihn, kann eine ganze Bewegung daraus entstehen. Und eigentlich muss ich das alles gar nicht sagen, Ihnen nicht, sie wissen das alle selbst, Sie wissen was Sie tun können.
Ich sage das auch nicht Ihnen, ich sage es mir und lasse Sie an meinem inneren Gespräch teilhaben. So merken Sie, dass ich genauso ringe mit Gott, mit all diesen Worten und Gedanken.
Und was mich dabei sehr befriedigt ist, dass ich so erinnert bin und nicht gedankenverloren durch die Welt stolpere. Denn irgendwie ist es eine Triebkraft zu wissen, ich kann etwas tun.
Und wen ich Jugendliche aus unserer Gemeinde vor Augen habe, wie sie die Wohnungen in der Bornschen Straße für Flüchtlinge hergerichtet haben, wie froh und erfüllt sie waren, so weiß ich, dass etwas tun können, erfüllend ist.
Das Motiv etwas zu Tun kommt also zum einen, wenn ich den Lazarus vor meiner Tür sehe, wenn ich hinschaue.
Das Motiv kommt nicht, jedenfalls bei mir, aus irgendeiner Angst vor höllischer Bestrafung – das wäre auch ein sehr fragwürdiges Motiv, es kommt, will ich angerührt bin und erfahren habe, dass etwas Tun Erfüllung bringt. Und diese himmlische Erfüllung will Gott für uns alle. Amen.