Auf ein Wort / Lesepredigten
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9. Sonntag nach Trinitatis
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4. Sonntag nach Trinitatis
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1. Sonntag Nach Trinitatis
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Friedensgebet am 25. Februar
2. Sonntag vor der Passionszeit
3. So. vor der Passionszeit
4. So. vor der Passionszeit
letzter Sonntag nach Epiphanias
3. Sonntag nach Epiphanias
2. Sonntag nach Epiphanias
1. Sonntag nach Epiphanias
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Neujahr
Predigt zur Wiedereröffnung von St. Marien
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Reformationstag 2021
20. So. n. Trinitatis
19. So. n. Trinitatis
Predigt zu Jesaja 38, 9ff
Liebe Gemeinde!
Zwei Heilungserzählungen stehen als zu lesende Texte für den heutigen Sonntag im Mittelpunkt. Zwei Heilungstexte mit einem wundersamen Ausgang. Wunderbar ist, wenn ein Mensch, der gelähmt ist sei es physisch oder auch nur innerlich, wieder auf die Beine kommt, neuen Mut fasst, ins Leben zurückkehrt.
Wundersam auch die Erzählung über diesen judäischen König Hiskia (Jesaja 38,9 ff). Eine Erzählung – poetisch verfasst und umso eindrücklicher, authentischer, weil der Lesende geradezu spürt, wie Hiskia mit seinem Schicksal gehadert und mit Gott gerungen hat.
Sein Resümee am Ende: Gott hat errettet.
Was aber wenn nicht? Wie wäre die Dichtung zu Ende gegangen, wenn es keine Rettung, keine Heilung gegeben hätte?
So wie in diesem Fall:
Das Kind wurde ins Hilfsspital gebracht; in einem ehemaligen Klassenzimmer standen sechs Beten. Nach etwa zwanzig Stunden betrachtete Dr. Rieux den Fall als hoffnungslos. Der kleine Körper ließ sich wehrlos vom Gift verzehren. Ganz kleine, schmerzhafte, aber kaum ausgebildete Beulen versperren die Gelenke seiner zarten Glieder. …
Die morgendliche Besserung ist nicht eingetreten, nicht wahr, Rieux?
Rieux verneinte, jedoch halte das Kind schon länger aus, als die anderen. Da sagte Pater Paneloux, der ein wenig zusammen gesunken an der Wand lehnte, tonlos:
„Wenn er sterben muss, wird er länger gelitten haben.“
… Paneloux schaute diesen von der Krankheit beschmutzten, vom Schrei aller Zeiten erfüllten Kindermund an. Und er ließ sich auf die Knie gleiten, und alle fanden es natürlich, als sie ihn mit deutlicher Stimme sagen hörten: „Mein Gott, rette dieses Kind!“
Das Kind stirbt unter qualvollen Schmerzen.
Und das Resümee, das hier Albert Camus in seinem Roman „Die Pest“ seine literarische Gestalt Dr. Rieux ziehen lässt, ist ein anderes:
Paneloux murmelte: Vielleicht sollten wir lieben, was wir nicht begreifen können.
Rieux richtete sich mit einem Schlag auf. Mit ganzer Kraft und Leidenschaft, deren er fähig war, schaute er Paneloux an und schüttelte den Kopf.
„Nein, Pater“, sagte er. „Ich habe eine andere Vorstellung von der Liebe. Und ich werde mich bis in den Tod hinein weigern, die Schöpfung zu lieben, in der Kinder gemartert werden.“
Heilung auf der einen und Tod und Verzweiflung auf der anderen Seite und ich mit Ihnen dazwischen.
Und die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes, nach seiner Güte, gar seiner Allmacht, die sich leicht missverstehen lässt, steht im Raum.
Im Raum steht die Frage, wie mit dieser Spannung umgehen, die mich/ uns alle irgendwie jederzeit im Leben einholen kann, dann wenn wir um einen geliebten Menschen bangen, der auf der Intensivstation liegt, dann wenn wir einen geliebten Menschen verloren haben, dann, wenn wir gar über unser eigenes Schicksal hinaus in die Welt schauen in der so viel im Argen liegt.
Wie lässt sich damit leben. Wie lässt sich einen gütigen, liebenden Gott glauben, vertrauen?
Sie dürfen eine Antwort, mindestens einen Antwortversuch von mir erwarten. Sie dürfen Antworten in einer Predigt, in einem Gottesdienst erwarten.
Hier ein Versuch einer Antwort:
Dies ist das Lied Hiskias, des Königs von Juda, als er krank gewesen und genesen –
dies Lied ist für mich eine Antwort oder wenigstens der Versuch einer Antwort:
Es tun, wie Hiskia und es tun, wie die Dichter der Psalmen, es tun letztlich auch wie Albert Camus und so viele andere:
Den Schmerz, die Verzweiflung, die Ohnmacht zur Sprache bringen. Worte suchen auch für das Unaussprechbare.
Und ich möchte immer wieder Worte suchen für das, was wie einst Hiskia, auch meinem Leben Kraft gibt:
Du hast dich meiner Seele herzlich angenommen, wirfst alle meine Sünden hinter dich.
Damit das keine bloßen frommen Worte bleiben, habe ich gesucht, was das bedeutet:
Es bedeutet für mich, dass es ein gegenüber gibt. Ein Gegenüber, das meine Worte, meine Gedanken hört, meine Verzweiflung, meine Trauer, meine Freude, meine Hoffnungen, meine Sehnsucht teilt. Und so verstehe ich das Lied Hiskias, das Gebet des Psalms, die Lesung im Gottesdienst, die Predigt als ein stetes mitteilen. Und wer ist es, mit dem ich dies alles teile: Es sind Sie, Ihr, die wir eine Gemeinde sind, und es ist Gott, der wie ein Freund hört, nicht gleich den passenden rat aus der Tasche zieht, nicht die nötige Heilsalbe vom Himmel fallen lässt, nicht die physikalischen Gesetze außer Kraft setzt oder die Welt anhält um etwa ein Unglück zu verhindern, es ist der Gott, der mitleidet und tröstet:
Gott, der kein Freund des Todes ist und nicht will, dass ein Mensch leidet, das ist der Gott, den ich an meiner Seite spüre. Das ist Gott, der die Sonne aufblitzen lässt, wenn es dunkel ist. Gott, der die Kraft des Lebens in mich strömen lässt, wenn ich morgens den heißen Kaffee spüre. Gott, der mich still werden lässt in der Stille einer Kirche. Gott, der mir den Blick weitet, wenn ich in den Sternenhimmel schaue.
Und diesem Gott will ich trauen, mit diesem Gott muss ich zuweilen streiten und diesem Gott muss ich mitunter klagen, um Worte ringen
Und ich glaube, Gott ringt genauso um mich, um Sie, um unsere Welt, so wie damals um Hiskia und das Volk Juda.
Was Hiskia anbelangt, so wurde er gesund, was das Volk Juda damals anbelangt, so überwand es Exil und Vertreibung, so konnte ein neuer Tempel gebaut werden und Zukunft war sichtbar.
Was uns anbelangt, so sind wir noch mitten im Prozess des Heilwerdens und sind alle darin gefordert, zu glauben, zu hoffen, zu lieben.
Und ich will keine kurzfristigen Prognosen abgeben darüber, wie uns das gelingt friedlich, versöhnt, hoffnungsvoll miteinander zu leben,
gar wie sich unsere Kirche erneuert.
Nur eine Prognose für die Ewigkeit kann ich hier nennen:
Gott steht dafür ein, dass alles Leben zum Ziel kommt und heil voll wird. Daran glaube ich.
Amen.