Auf ein Wort / Lesepredigten
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Predigt zu Ex 33, 18ff
Liebe Gemeinde!
Marie ist eine Frau aus unsrer Zeit. Marie geht ab und an in die Kirche, findet Gottesdienste eher langweilig, den Pfarrer zu fordernd, die Kirche zu altmodisch und hat überhaupt ihre Zweifel, ob die Sache mit Gott und Jesus wirklich zu glauben sei. Am Liebsten wäre ihr, es klingelte an ihrer Tür und mindestens Jesus stünde da und würde sagen. Marie, ich bin´s, Jesus. Ich will nicht dass du dein Leben andauernd im Zweifel lebst. Vielleicht können wir mal darüber reden. Und dann geschah genau das. Na und da ist Marie, die sonst nie verlegen ist, doch für einen Augenblick sprachlos, zweifelt gleich noch mehr, denn das ist ja wirklich das Verrückteste, was man sich vorstellen kann.
Da sie aber gerade nichts anderes zu tun hat, lässt sie sich auf diesen nicht unsympathischen, im Gegenteil eher freundlichen Typ der übrigens ganz ihrem Typ entspricht, ein.
Und dann trinken sie miteinander Cappuccino und der Typ, der sich als Jesus ausgegeben hat, scheint wirklich viel aus der Bibel zu wissen. Sie treffen sich wieder und wieder und so verrückt es klingt, dieser Mensch kommt ihr immer mehr wie Jesus vor. Und als sie dann auch noch wundersame Dinge erlebt, z.B. wie er sie am See übers Wasser trägt, da ist sie überzeugt davon: Jesus ist wieder gekommen. Aber was für sie noch viel überraschender und lebensverändernder ist: Sie hat sich in ihn und er offensichtlich in sie verliebt. Und das geht ja nun nicht, das ging schon damals nicht mit Maria Magdalena.
Jesus eröffnet ihr, dass es nicht geht, weil er einen Auftrag zu erfüllen hat. Sein Vater würde das darum nicht gut heißen.
Für Marie ist klar, sie muss mit Gott persönlich reden. Kaum gedacht, schon geschieht es. Sie findet sich plötzlich auf einer wunderbaren kleinen Terrasse an einem Sommerhaus wieder. Alles ist so schön, wie bei Rosamunde Pilcher, was Marie sehr mochte. Und vor sich hat sie eine hübsche Teetasse stehen – Einfach traumhaft. Und dann sitzt ihr eine ältere Dame gegenüber. Freundlich bietet sie Marie an, den Tee zu kosten. Der Tee ist köstlich, ja fast göttlich wollte sie sagen und hätte damit auch genau das richtige ausgedrückt.
Ja, liebe Gemeinde, wie die Sache mit Marie und Jesus nach dem Gespräch mit Gott weiter geht, das können sie selbst nachlesen in dieser wunderbar phantasievollen, ironischen aber auch zutiefst religiösen Geschichte von David Safir.
Man könnte dem Autor/ der Geschichte unterstellen, dass sie blasphemisch wäre, dann müsste man dies aber auch von unserem heute zu predigenden Text sagen:
18 Mose sprach zu Gott: Lass mich deine Herrlichkeit sehen!
19 Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht all meine Güte vorübergehen lassen und will vor dir kundtun den Namen des HERRN: [a]Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.
20 Und er sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.[a]
Da ist Mose, der auch nichts anderes will, als Gewissheit. Und dieser Drang nach Gewissheit ist von Anfang an da und auch gut zu verstehen.
Ich erinnere uns kurz diese Geschichte von Mose, jenem Israelit der am ägyptischen Königshof aufwächst. Dort wird er Zeuge, wie ein ägyptischer Wachmann einen israelitischen Frohnarbeiter schlägt. Mose geht dazwischen, erschlägt den Wachmann. Mose flieht. Er beginnt ein neues Leben, er heiratet, arbeitet bei seinem Schwiegervater und führt ein ganz normales Hirtenleben eben bis zu jenem Tag. Da ist dieses legendäre gewordene Feuer, das den Dornenbusch nicht verbrennt und aus dem die Stimme Gottes zu ihm spricht: Ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. Und Mose fragt zuerst: Wer bin ich, das ich zum Pharao gehen soll. Und Gott sagt: ich werde mit dir sein. Das reicht Mose aber nicht und er fragt, was soll ich denn den Israeliten denn sagen, wen sie fragen, wer mich schickt und wie sein Name lautet. Und Gott sprach zu Mose: Sag ihnen meinen Namen der da lautet: Ich bin da! Der, dessen Name lautet „Ich bin da“, der hat dich geschickt.
In dieser Begegnung zeigt sich Gott. Für mich ist dieses Bild mit dem brennenden Dornbusch eine geheimnisvolle Metapher.
Die Begegnung mit Gott bleibt ein Mysterium. Gott in dem Feuer, Gott in der Wolke, Gott im Sturm – das alles sind Metaphern, mit denen die Menschen in alttestamentlicher Zeit etwas anfangen konnten. Letztlich sind Gottesbegegnungen aber immer auch etwas sehr persönliches. Darum finde ich die erdachte Begegnung von Marie mit Gott beim Tee, Gott in Gestalt einer freundlichen Dame nicht blasphemisch. Es ist im Grunde genauso ein Bild wie das mit dem Dornbusch. Mehr aber als in einem Bild zeigt sich Gott in Worten, hier in seinem Namen.
Auf ein Wort hin und in der Zusage Gottes die in Gottes Namen steckt, ging Mose und zog sein Volk in die Freiheit.
Daran wird in unserer heutigen Erzählung erinnert:
Ja es wiederholt sich gleichsam, denn es reicht Mose offensichtlich nicht, was er einmal gehört, gesehen und erfahren hat.
Wie es auch Marie und uns allen nicht reicht. Immer wieder brauchen wir Bestätigung und Bestärkung.
Mose sprach: Lass mich deine Herrlichkeit sehen!
Und Gott sprach: Ich will vor dir kundtun den Namen des Herrn.
Begehrt hat Mose das Schauen, erfahren tut er etwas Hörbares und Verstehbares: Der Name ist mehr als ein Schild an der Tür, er bezeichnet die Person – Der Gott der da ist, der gnädig, barmherzig, gütig und zugleich nicht verfügbar ist.
Und Gott selbst wird nicht müde Mose und uns alle immer wieder daran zu erinnern.
So wie ich über jemanden, den ich kenne, dessen Name und damit Person mir vertraut ist, nicht verfügen kann, will auch Gott nicht, das über ihn verfügt wird.
Gerade Mose und die Israeliten hatten da durchaus Neigungen. Man erinnere sich bloß an das, was kam, als sie die Freiheit errungen hatten. Nun soll uns doch Gott nicht verhungern lassen, soll uns Gott doch nicht verdursten lassen, nun soll Gott …
Ich brauch die Geschichte wohl nicht erneut erzählen –
Der Gedanke an den Gott aus der Kiste, den Gott, den Menschen bei Bedarf anrufen, den sie gern in einem Bild festmachen ist allgegenwärtig.
Aber Gott entzieht sich. Gott entzieht sich unserem Gesichtsfeld – nicht zu schauen ist Gott. Kein Angesicht, kein Bild soll sein –
Bilder werden auf- und abgehängt, wie zum Jahreswechsel die Kalender.
Und ich bin froh darüber dass es diese Mahnung vor Bildern gibt.
Mitunter sind mir schon die Darstellungen Jesu zu viel.
Denn wie anregend für meine Fragen, meine Gedanken, mein Handeln, mein Überlegen ist das Geheimnis Gottes.
Das Geheimnis Gottes, das sich uns jeden Tag offenbart – denn wir haben sie doch allezeit vor Augen, die Spuren Gottes:
Die Spuren, denen wir folgen können, beginnen bei Mose und seinem Zweifel, sie führen in die Einsamkeit der Wüste und in die Freiheit, sie führen hin zu dem, der Trauer in Freude, Wasser in Wein verwandelt hat, der Sprachlosen Worte und Blinden zum Sehen verholfen hat.
Die Spuren Gottes führen in die Ukraine und in den Jemen, und an so viele Orte, an denen das Leid unübersehbar ist.
Und diese Spuren Gottes finde ich in jenen, die sich erbarmen.
Die Spuren Gottes, überall sind sie zu entdecken durch die Zeiten hindurch.
Ich weiß nicht genau, was mit mir passieren würde, wenn es an meiner Tür klingelt und einer zu mir sagt: ich bin´s, Jesus. Das erwarte ich im Grunde auch nicht, dennoch ist es ein Gedankenspiel, das anregt.
Unser Text heute will nichts anderes als das: Gott steht an unserer Herzenstür und sagt: ich bin´s, dessen Name lautet „ich bin da“. Ich bin gnädig wem ich gnädig bin und erbarme mich, dessen ich mich erbarme, sucht mein Angesicht nicht, folgt vielmehr den Spuren, die überall ausliegen, überall wo ihr seid, könnt ihr sie sehen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus unserem Bruder. Amen.